Abenteuer Apotheke

Letztens war ich mal wieder in der Apotheke um Medikamente für meinen Sohn zu holen. Er braucht Lamictal, das ja eigentlich noch unter Patentschutz steht und daher immer die gleiche Zusammensetzung haben sollte. Es gibt ja deshalb auch noch kein Generikum und ich könnte mich eigentlich beruhigt zurücklehnen, grinsen und sagen, mit aut idem hab ich keine Probleme. Eigentlich! Aber da gibt es noch eine kleine Tücke des Systems und die heißt Re-Import.

Irgendwann fiel uns auf, dass wir immer mal wieder andere Tabletten erhalten, mal hellgelb, mal weiß. Die Verpackung ist auch unterschiedlich, aber da sind wir ja schon lange nicht mehr so pingelig, Hauptsache es ist das Richtige drin. Nach ausführlichem Studium der Beipackzettel kam aber heraus, dass es zwei Varianten Lamictal gibt, eine lösliche, weiße mit Johannisbeer-Aroma (mmh, hört sich ja lecker an!) und eine unlösliche, hellgelbe mit Eisenoxid als Farbstoff (naja, ein bißchen Rost hat noch niemand geschadet).

So weit so gut, ich hab mit der Apothekerin geredet und sie sagte mir, dass sie von den Krankenkassen her verpflichtet ist, einen bestimmten Teil (5%) ihres Umsatzes durch Re-Importe zu bestreiten. Aber wohlgemerkt, nicht ihres Gesamt-Umsatzes, sondern jeweils 5% für jede Krankenkasse! Dass da bei unserer kleinen Kasse so ein teueres Medikament wie Lamictal schon die 5 % pro Quartal ausmachen kann, hab ich ja eingesehen. Und so einigten wir uns darauf, dass sie aus den Re-Importen immer die hellgelben Tabletten mit Eisenoxid besorgt. Das hat das letzte Mal hervorragend geklappt, wir hatten alle Tabletten in der gleichen Formulierung (so nennen die Fachleute die Zusammensetzung der Tabletten), in einer Farbe, nämlich hellgelb!

Diesmal allerdings waren wohl die anderen, weißen Tabletten mit Johannisbeer-Aroma günstiger. Mittlerweile gewitzt im Umgang mit den Tücken der Arzneimittel, machte ich die Packung schon in der Apotheke auf und studierte den Beipackzettel: Johannisbeer-Aroma stand da, keine Spur von Eisenoxid! Auf meine Bitte hin sah die Apothekerin im Großhandelsverzeichnis nach, ob nicht irgendwo die gelben (rostigen) Tabletten zu ha- ben seien. Aber, mit einem etwas irritierten Blick auf den Bildschirm erklärte sie, dass auch diese Tabletten, die ich da gerade vor mir liegen hatte, eigentlich ja die gelben mit Eisenoxid sein sollten, obwohl der Beipackzettel sie als weiß Johannisbeer-Aroma klassifizierte. Aha! Aber ich habe ja eine sehr nette Apothekerin, die auch schon mal weiter nachfragt, und so einigten wir uns darauf, dass sie beim Großhändler anruft, ob er nicht die von uns favorisierten, gelben Tabletten hätte.

Nachmittags erhielt ich dann einen Anruf von ihr, dass die Mitarbeiterin im Großhandel extra für uns alle Lamictal-Packungen im Lager geöffnet und die Beipackzettel kontrolliert habe. Mit dem Ergebnis, dass auf jedem Beipackzettel Johannisbeer-Aroma draufstand, der Rechner aber, mit dem das Lager verwaltet wird, eine Zusammensetzung mit Eisenoxid angab. Jetzt haben wir uns auf die löslichen, weißen Tabletten geeinigt. Bis zum nächsten Mal!!!!

Susanne Fey, Wuppertal