Teufelskreis von Scham und Angst durchbrechen

Borbecker gründeten Forum für Epilepsiekranke in Essen

An der Bushaltestelle fällt ein Mann zu Boden, wird starr und blass. Etwas später kommt es zu unkontrollierten Zuckungen von Armen und Beinen, Schaum tritt vor den Mund... Nach dem Anfall ist er desorientiert und benommen. Für Betroffene und Zuschauer wirkt ein solches »Grand mal« fast immer bedrohlich. Manche erwachsene Epileptiker trauen sich aus Scham kaum noch auf die Straße.

Den gefährlichen Teufelskreis aus Scham, Verstecken, Angst, Isolation und Einsamkeit durchbrechen will die Selbsthilfegruppe Epilepsie Essen. »Unser Ziel ist, dass Epilepsiekranke in unserer Gesellschaft genauso akzeptiert werden wie gesunde und nicht-behinderte Menschen«, erklärt Helmut Schmidt. Vor gut einem Jahr, im März 2001, gründete der Borbecker zusammen mit seinem Sohn Robert die Essener Selbsthilfegruppe.

»Warum wir das machen?« Helmut Schmidt erklärt es: »Die Krankheit 'Epilepsie' muss noch mehr publik gemacht werden, damit Betroffene den Mut finden, sich den Selbsthilfegruppen anzuschließen und sich dann zu 'outen'. Außerdem sollen der Öffentlichkeit zugleich die Vorurteile vor dieser Krankheit genommen werden.« Nach wie vor glauben viele Menschen nämlich, dass Epilepsie eine psychische Krankheit sei und die Betroffenen dementsprechend geisteskrank sind.

Was Epilepsie allerdings genau ist, darüber streiten sich die Mediziner. Nur eines ist klar: Geisteskrank sind die Betroffenen nicht. Klar ist bislang nur, dass es in den Hirnzellen zu elektrischen Entladungen kommt. Dabei muss es nicht immer zu dem so genannten »Grand mal« kommen. Oftmals beschränken sich die Entladungen nur auf eine kleine Hirnregion; dann sind auch die Symptome sehr begrenzt. Ausgelöst werden die Anfälle oftmals von grellem Licht, Lärm, Stress oder Übermüdung.

Bild: Selbsthilfegruppe EssenAuch Kinder können von Epilepsie betroffen sein. Beim so genannten »Petit mal«, das vor allem Kinder betrifft, kommt es zu einem Konzentrationsverlust, der gelegentlich als bloße Tagträumerei abgetan wird.

Um Menschen mit Epilepsie und deren Angehörige aufzufangen, mit ihnen zu reden, Erfahrungen auszutauschen und ihnen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind, dafür gibt es jetzt die Selbsthilfegruppe Epilepsie in Essen. Hilfe gibt sie auch bei Arztterminen und Behördengängen...

Die Gruppe trifft sich an jedem ersten und dritten Dienstag im Monat um 18.30 Uhr in der Altenpflegestätte Christophorus, Volkeningstraße 15. Als Ansprechpartner stehen zur Verfügung Helmut & Robert Schmidt, Telefon 69 28 34.

Borbecker Nachrichten | 08. August 2002 | Ausgabe Nr. 32 | 54. Jahrgang