Die Diakonie Kork, besteht aus vielen verschiedenen Geschäftsbereichen. Im April 2003 besuchte ich, als Vorsitzender des Landesverbandes für Epilepsie Selbsthilfe Nordrhein-Westfalen und Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Epilepsie diese Einrichtung. Die Diakonie Kork (bis 1999 „Korker Anstalten“) ist ein Sozialunternehmen oder auch Komplexanstalt genannt. Aus der erstmals 1892 als „Heil- und Pflegeanstalt für epileptische Kinder in Baden“ gegründete Anstalt ist ein Zentrum und eine Spezialeinrichtung für anfallskranke Menschen geworden. Das Epilepsiezentrum Kork mit der Epilepsieklinik für Kinder und Jugendliche (Abb. 1) und der Epilepsieklinik für Erwachsene (Abb. 2) mit einer Schwerstbehindertenabteilung und mit Intensiv-Monitoring-Einheiten waren Teile meines Besuches. Darüber hinaus besuchte ich die Hanauerland Werkstätten, das klinische Labor und das Epilepsiemuseum Kork.

Epilepsieklinik für Kinder und Jugendliche                            Epilepsieklinik für Erwachsene
Abb. 1: Epilepsieklinik für Kinder und Jugendliche                      Abb. 2: Epilepsieklinik für Erwachsene

Hier im Bild links ist die Kinderklinik zu sehen, diese wird von Herrn Dr. Jan-Peter Ernst geleitet (Ärztlicher Direktor). Die Epilepsie-Kinderklinik von Kork hat eine Ambulanz und verschiedene altersbezogene Stationen (44 Betten für Kinder und Jugendliche). Die jungen Patientinnen und Patienten sind in der Regel zwischen 1 Jahr und 18 Jahren alt. Auf der Station „Jackson“ sind auch Säuglinge in Behandlung. Bei stationären Patienten gibt es für die Eltern direkt auf dem Gelände Unterkünfte, damit die zu behandelnden Kinder auch sehr oft mit den Eltern zusammen sein können („stay-in = dabei bleiben“ anstelle von „rooming in“). Die Kinder haben ein Spielzimmer auf der Station und vor der Tür finden sich direkt zwei Spielplätze.

Jedes Kind wird mit einer Videokamera auf dem Zimmer überwacht. Dies ist eine optimale Kontrolle für die Kinder und hilft dementsprechend bei der Diagnose und Behandlung. In der Kinderklinik wird neben den modernen Behandlungsmethoden u.a. bei den kleinen Pati-entinnen und Patienten die „ketogene Diät“ mit Erfolg angewendet. Kinder im Kleinkindes- und jungen Schulkindesalter mit einer bis dato medikamentös nicht behandelbaren Epilepsie und bei denen eine epilepsiechirurgische Intervention nicht möglich ist, können Patienten für eine ketogene Diät sein. Die Eltern werden durch ein Team von Kinderärztin und Diätberaterin intensiv geschult und die Anfangsphase erfolgt unter ständiger Kontrolle. Diese Behandlungsmethode erfordert aber eine hohe Motivation auf Seiten der Eltern und des Kindes.

Essen
Hier ein Foto von einem Essen aus dem Diätplan eines 11 jährigen Patienten. Dieses ist ein Beispiel, welches ich dort vorfand (links das Frühstück, rechts das Abendessen). Das Essen schmeckt den kleinen Patienten

In der Ambulanz werden die jungen Patientinnen und Patienten medizinisch behandelt. Sehr gut habe ich hierbei die komplexe und altersgerechte Beratung und Behandlung bei den epilepsiebetroffenen Kindern und Jugendlichen mit deren Eltern erlebt.

Die Epilepsiediagnostik und die therapeutischen Angebote werden durch modernste Anlagen in den Häusern und die Kooperation mit dem Klinikum Freiburg und Offenburg auf dem höchsten Niveau gehalten. Die Epilepsieklinik für Erwachsene (58 Betten) unter Leitung von Prof. Dr. Bernhard Steinhoff ist z.Zt. noch im Schloß untergebracht. Der Neubau steht kurz vor der Fertigstellung. In Kooperation mit dem Universitätsklinikum Freiburg ist das Epilepsiezentrum Kork ein Grad IV Epilepsiezentrum. Das Therapieangebot deckt dadurch fast alle möglichen Behandlungsmöglichkeiten ab. Eine Behandlung durch Biofeedback soll es auch demnächst geben. In Kork gibt es ebenso vier Intensiv-Monitoring-Ableitplätze. Diese ermöglichen eine zeitgleiche und kontinuierliche Aufzeichnung der Video- und EEG-Anfallsbeobachtung mit modernster digitaler Technik.

Sehr bemerkenswert fand ich neben der medizinisch- psychologischen Behandlung bei stationären Betroffenen, dass es die Werktherapie oder Krankengymnastik oder Bewegungstherapie für alle Patienten täglich als Angebot gibt.

Die Abteilung für Epileptologie und Neuropsychiatrie bei schwerer geistiger Behinderung von Dr. P. Martin ist einzigartig in Deutschland. Diese Spezialabteilung mit 15 Betten (Station „Tissot“) schließt eine Versorgungslücke für schwer geistig- und mehrfachbehinderte Menschen. Hier wird die Multimorbidität, also das Vorliegen aller vorliegenden Erkrankungen berücksichtigt. Es wird sehr speziell auf die einzelnen Menschen durch verschiedene Fachleute eingegangen zum Wohle dieser besonderen Personengruppe. Zur stationären Behandlung können Männer und Frauen mit schweren und schwersten Intelligenzminderungen aufgenommen werden, die älter als 18 Jahre sind und an Epilepsien leiden oder wenn es um deren Differenzierung geht.

Das Epilepsiezentrum besitzt ein eigenes Speziallabor für die Blutspiegelbestimmung von Antiepileptika. Das Besondere hierbei ist, dass die Ergebnisse in kürzester Zeit den Ärzten vorliegen (täglich). Das Labor wird auch von Ärzten und Kliniken außerhalb Kehl-Korks in Anspruch genommen.

Labor
Frau Dipl.-Chem. U. Jürges mit Kollegin bei der Auswertung.

Das weltweit einzigste Epilepsiemuseum von Dr. Schneble hat bestimmte Öffnungszeiten. Ein Vorgeschmack bietet die Homepage des Museums www.epilepsiemuseum.de. Themen des Epilepsiemuseums Kork sind Geschichte, Diagnostik, Therapie, Epilepsie und Kunst sowie prominente Epilepsiekranke. Die Räume sind übersichtlich und klar nach den Themen aufgeteilt. Die Exponate sind außergewöhnlich interessant. Ein Besuch lohnt sich, hier nimmt jeder noch vieles wichtiges Interessantes mit. Anmeldungen vorab werden gewünscht.
    

Museum                   skulptur

Einblick in das Epilepsiemuseum Kork                            Plastik von Bodo Wentz „Fallsucht“, 1983

KorklogoIch habe die Werkstätten und das Epilepsiezentrum von Kork immer nur mit der Korkensammlung in Verbindung gebracht. Dass die Werkstätten noch mehr produzieren und sehr groß sind, konnte ich bei meinem Besuch deutlich sehen. Der Geschäftsführer der Hanauerland Werkstätten, Herr Lasch, erläuterte mir, dass die Korkensammlung schon lange nicht mehr kostendeckend ist. Die Hauptarbeiten liegen in ganz anderen Bereichen. Es gibt ca. 409 Beschäftigte in den Werkstätten die dort unterschiedliche Förderprogramme erhalten oder beschäftigt werden. Es werden u.a. sehr viele Druckarbeiten wie Kalender, Blöcke, etc. produziert (siehe rechts). Die Werkstätten haben eine Lagerhalle mit einer Kapazität von 18.000 Palettenplätzen

WerkstattWo ist das Epilepsiezentrum Kork zu finden?

Zwischen Offenburg und Strasbourg und
zwischen Freiburg und Karlsruhe.

Adresse:
Epilepsiezentrum Kork
Landstr. 1
77694 Kehl-Kork
Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.diakonie-kork.de

Thomas Porschen
1. Vorsitzender des Landesverbands NRW