Bücherecke

Aussergewöhnlich.
Kinder mit Down-Syndrom und ihre Mütter
Conny Rapp
128 Seiten
Paranus Verlag; Auflage: 1 (Oktober 2004)
ISBN: 3926200898
16,80 €

Cover: Außergewöhnlich„Auf den Fotos sieht man richtig, wie glücklich ihr seid und wie viel Spass ihr miteinander habt.“
Ein Satz, eine Fotografin und fünfzehn Mütter mit ihren Kindern.
Daraus entstand ein bemerkenswerter Bildband mit eindrucksvollen Fotos außergewöhnlicher Menschen. Lachend, strahlend und voller Lebensfreude präsentieren sich Kinder und Mütter. In kurzen Texten erzählen Frauen von ihren besonderen Kindern und von dem Glück, das sie gerade durch diese Kinder kennen gelernt haben.
Das Buch rührt an und macht deutlich, dass es gerade das Außergewöhnliche der Kinder ist, das nicht nur Last und Mühe sondern auch Freude und Glück bringt. Leben mit einem besonderen Kind ist etwas besonderes und bedeutet keinesfalls weniger Spaß, Lachen, Lebensfreude zu spüren. Das zu vermitteln, ist Conny Rapp mit ihren Fotos wirklich gelungen. Und ich hoffe, dass das nächste Mal die Väter dran sind!

Susanne Fey
Wuppertal

 

Eberhard Grünzinger.
Geschwister behinderter Kinder
Besonderheiten Risiken und Chancen      
Ein Familienratgeber
ISBN 3-937252-68-1  Care-Line Verlag     €12,90

Cover: GeschwisterIn Deutschland leben ca. 8 Millionen. Menschen mit einer Behinderung. Die meisten von ihnen haben Geschwister. Das heißt dass es wohl mehrere Millionen Geschwister behinderter Menschen gibt. Geschwisterbindungen reichen in die ersten Tage der Kindheit zurück und bestehen oft bis ins hohe Alter.
Der Autor geht in seinem Buch der Frage nach: Was bedeutet es für  Kinder mit einen behinderten Bruder oder einer behinderten Schwester aufzuwachsen. Erleben sie eine Diskriminierung in der Öffentlichkeit, empfinden sie ein Zurücksetzen in der Familie, wie gehen ihre Freunde damit um? Er lässt Kinder und Jugendliche zu Wort kommen und sie erklären so selbstbewusst wie eindringlich ihre besondere Situation. Der Leser kann erspüren wie prägend der Einfluss auf die eigene Biografie ist, den diese Situation mit sich bringt. Als betroffene Mutter haben mich die Stimmen dieser Kinder sehr nachdenklich gestimmt.

In diesem Buch findet der Leser neben wichtiger sachlicher Information auch ganz praktische Tipps. Herr Grünzinger macht uns Eltern aufmerksam auf Signale der Geschwisterkinder, Signale die es zu beachten gilt um den Bedarf des gesunden Kindes zu erkennen und ihm nachzukommen. Wohltuend ist dabei, dass dies ohne erhobenen „pädagogischen Zeigefinger“ geschieht, sondern mit geschulter Aufmerksamkeit und Wertschätzung Eltern und Kinder gegenüber. Hier spiegelt sich die Erfahrung des Autors aus seiner langjährigen Tätigkeit mit Geschwisterkindern, in der Familienberatungsstelle des VdK .
Den Kindern zeigt er mit großer Sensibilität  wie sie sich z. B. abgrenzen können, wie und wo sie Hilfe erfahren, wie sie mit Schuldgefühlen umgehen, wie sie ihre Situation gestalten können, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und anzunehmen.
Wie auf dem Umschlag zu lesen ist,  ist dieses Buch als ein Ratgeber für alle Betroffenen in der Familie gedacht: Die Seiten für die Eltern sind farblich anders gestaltet als die für die Kinder, aber beide sollten neugierig auf die Zeilen des anderen schauen. Es ist ein sehr ansprechendes Buch, viele Fotographien begleiten den Leser, sie lockern die Thematik auf und machen zugleich neugierig.
Ich habe aus diesem Buch viel gelernt und würde mir wünschen dass es viele betroffene Eltern wie auch Kinder lesen, und es dann weiter empfehlen.


Margret Meyer-Brauns, München

 

Annette Fink
Blickfängerin
Ein Leben mit Epilepsie und Angst
200 Seiten, Broschur
€ 14,95
ISBN 3-7831-2830-7


Cover: Blickfängerin„Epilepsie ist ein Tabuthema und die Zahl der Betroffenen wird vielfach unterschätzt. Sie schweigen, treten kaum an die Öffentlichkeit und ziehen sich nicht selten vom gesellschaftlichen Leben zurück. Ein Leben hinter Fassaden.

Und so habe ich dieses Buch nicht gerne geschrieben. Es lüftet mein Epilepsie- und Angsttabu und eröffnet tiefe Einblicke hinter meine gut aufgebaute Fassade. Doch ein Leben hinter Fassade engt ein und so habe ich dieses Buch doch gerne geschrieben, denn es lüftet das Epilepsie- und Angsttabu und eröffnet tiefe Einblicke hinter eine der vielen Epilepsie- und Angstfassaden.“

Annette Fink, Gingst auf Rügen im Juli 2006

Anette Fink hat epileptische Anfälle und eine Angststörung. Beides sind Erkrankungen, über die man nicht gerne spricht, die den Menschen auf den ersten Blick nicht anzusehen sind, die aber gar nicht so selten vorkommen. In Deutschland ist rund 1% der Bevölkerung an einer Epilepsie erkrankt, jeder zwanzigste Mensch erlebt einmal in seinem Leben einen epileptischen Anfall. An einer Angststörung erkranken rund 15 % einmal in ihrem Leben, die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich höher.

In ihrer eindrucksvollen, bemerkenswerten, dichten Ausdrucksweise beschreibt Anette Fink ihr eigenes Leben. Die Angst vor den Anfällen, genährt von den Reaktionen der Umgebung und der Angst sich zu blamieren, die Angst vor der Angst, die sich aus sich selber speist, beides wird für den Leser spürbar. Man kann förmlich fühlen, wie die Angst von ihr Besitz ergreift und wie sie darum kämpft, ein normales Leben zu führen.

Das Buch hat mich persönlich sehr fasziniert. Es ist ein Buch, das ich nicht in einem Rutsch lesen konnte, das ich aber jedem empfehle, der wissen, spüren, erleben möchte, was Angst ist.

Susanne Fey
Wuppertal