Epilepsieoperationen helfen Patient und Gesellschaft

... Ökonomisierung des Gesundheitssystems belastet Epilepsiezentren

Durchschnittlich werden rund 70 Prozent der Patienten nach einem epilepsiechirurgischen Eingriff anfallsfrei. Neben der Erzielung von Anfallsfreiheit oder der Verbesserung der Anfallssituation profitieren die Patienten auch in sozialer und beruflicher Hinsicht von einer operativen Entfernung des Anfälle auslösenden Areals im Gehirn.
Dies zeigten verschiedene Studien, die von Ärzten und Psychologen anlässlich einer Tagung im Juli 2007 zum zehnjährigen Bestehen der Kooperation in einem „Epilepsiezentrum Grad IV Freiburg-Kork“ vorgestellt wurden. Zwischenzeitlich traten dieser Kooperation auch die Kinderklinik der Universität Heidelberg sowie das Olgahospital Stuttgart bei.

Foto: Epilepsiezentrum Kork
«Epilepsiezentrum_Kork »  Quelle : Luftbild Breckwoldt


Die Ergebnisse der in Freiburg durchgeführten Operationen halten auch internationalen Vergleichen mit anderen Kliniken stand. Darauf verwies Dr. Karl Strobl, Oberarzt im Epilepsiezentrum Kork, der über die Operationsergebnisse seit Beginn der Kooperation informierte. Die gut funktionierende Zusammenarbeit im Südwesten, müsse in naher Zukunft auch grenzüberschreitend ausgebaut werden, um wechselseitig vom vorhandenen Fachwissen zu profitieren.

In den vergangenen zehn Jahren wurden am Neurozentrum in Freiburg annähernd 1000 Patienten operiert. Das „Epilepsiezentrum Freiburg-Kork-Heidelberg“ gehöre damit in Deutschland zu den drei Zentren, an denen die meisten Operationen durchgeführt werden, so Neurochirurg Prof. Josef Zentner von der Universitätsklinik Freiburg. Er bilanzierte, dass das Zentrum sowohl in der klinischen Arbeit als auch bei der Erforschung neuer Methoden auf wissenschaftlichem Gebiet im internationalen Vergleich eine gute Position habe.

Gleich in zwei Vorträgen wurde in Kork die Frage nach der Zukunft von Epilepsiezentren gestellt. Der allgemeine Trend zur Ökonomisierung von Gesundheitsleistungen erfasse auch die Epilepsiezentren, kritisierte Prof. Bernd Pohlmann-Eden, Leiter des Epilepsiezentrums Bethel (Bielefeld). Eine rigorose Budgetierung bilde aber die Komplexität des Behandlungsauftrages und die Verdichtung der Arbeit mit chronisch kranken und häufig behinderten Menschen nicht mehr ab. Der gesellschaftlich-ethische Auftrag von Epilepsiezentren gerate dadurch in den Hintergrund. Auswege aus der drohenden Sackgasse sah der Professor an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld in einer stärkeren Entwicklung von Epilepsie-Netzwerken und der Entwicklung von Partnerschaften auch auf dem Gebiet der Forschung. Er unterstrich, dass diese Kompetenz-Zentren gesellschaftlich erwünscht und notwendig seien. In der gesundheitspolitischen Auseinandersetzung müssten jedoch die sozio-ökonomischen Effekte von Epilepsiezentren stärker dokumentiert werden, so seine Empfehlung an die in- und ausländischen Tagungsteilnehmer.

Die direkten Gesundheitskosten lägen bei epilepsiekranken Menschen nach verschiedenen internationalen Studien bei 15-25 Prozent, die indirekten Kosten, wie Arbeitslosigkeit, Frühverrentung oder behandlungsbedürftige Nebenerkrankungen demgegenüber bei über 70 Prozent. Die personalintensive Medizin für behinderte Menschen müsse daher in Budgetverhandlungen stärker berücksichtigt werden.

Eine steigende Anzahl stationärer Patienten und kürzere Verweilzeiten erhöhten auch die Arbeitsbelastung im Schweizerischen Epilepsie-Zentrum in Zürich. Dessen Medizinischer Direktor, Günter Krämer, sprach sich für eine verstärkte Forschung in den Epilepsiezentren vor allem in der Entwicklung neuer anfallshemmender Mittel, der Erforschung genetischer Aspekte sowie einer Weiterentwicklung der Untersuchungsmethoden vor epilepsiechirurgischen Eingriffen aus. Stärker als bisher müsse der Nutzen der Behandlungen dargestellt werden.

Klaus Freudenberger
Leiter Öffentlichkeitsarbeit


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