Epilepsie ab 60 … und wie man damit lebt

Prof. Dr. Hermann Stefan (Epilepsiezentrum Erlangen), Gabriele Juvan (Moderation), Renate Windisch (LV Epilepsie Bayern e.V.), Richard Bartsch (Bezirkstagspräsident Mittelfranken), PD Dr. Martin Winterholler (Neurologische Klinik Rummelsberg) (von links nach rechts)

eine Veranstaltung der Gemeinschaftsinitiative Epilepsien am 05.10.2010 in Nürnberg

Pünktlich am diesjährigen Tag der Epilepsie am 5. Oktober 2010 veranstaltete die Gemeinschaftsinitiative Epilepsien zusammen mit dem Landesverband Epilepsie Bayern e.V. eine Öffentlichkeitsveranstaltung in Nürnberg zum Thema „Epilepsie ab 60 – Sicheres Erkennen für Betroffene, Angehörige und Pflegepersonal“.

War Epilepsie früher eine Krankheit, an der hauptsächlich Kinder bzw. junge Menschen erkrankten, so betrifft sie heutzutage auch zunehmend ältere Menschen. Sie stellt bereits die dritthäufigste neurologische Erkrankung (nach Schlaganfall und Demenz) in dieser Altersgruppe dar. Die häufigsten Ursachen eine so genannte Spätepilepsie zu entwickeln, sind auf Durchblutungsstörungen des Gehirns zurückzuführen, aber auch neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Demenz führen mitunter zu einer Epilepsie.

Wird die Krankheit bei Kindern und Jugendlichen in der Regel schnell diagnostiziert, bleibt die Epilepsie-Erkrankung bei Senioren oft unerkannt – obwohl die Zahl der Betroffenen durch die steigende Lebenserwartung kontinuierlich wächst. Dass es bis zu einer Diagnose dennoch oft lange dauert, liegt unter anderem an der Tatsache, dass Angehörige die Symptome meist nicht einordnen können – sie schieben Bewusstseinsstörungen, Verwirrtheit oder Vergesslichkeit auf den Alterungsprozess, Lähmungen bestimmter Körperteile (z.B. Arme/Beine) werden fälschlicherweise als Schlaganfall interpretiert. Außerdem leben immer mehr ältere Menschen alleine und die Anfälle finden oft unbemerkt statt.

In der Regel kann eine Altersepilepsie gut mit Medikamenten behandelt werden, Senioren haben aber meistens mit stärkeren Nebenwirkungen zu kämpfen bzw. mit der Wechselwirkung mit anderen Medikamenten, die sie bedingt durch bereits bestehende Vorerkrankungen einnehmen müssen.

Deshalb ist eine Behandlung beim erfahrenen Facharzt (z.B. Neurologe/Nervenarzt) oder in einem speziellen Epilepsiezentren immens wichtig – eine Tatsache, die aber gerade bei vielen in Alten- und Pflegeheimen lebenden Senioren nicht gegeben ist. Auch ist das Personal – so wie die Angehörigen – kaum über das oft untypische Erscheinungsbild der Anfälle informiert und erkennt diese daher nicht immer.

Gespannte Aufmerksamkeit, viele Fragen und große Zufriedenheit am Ende beim Publikum im vollen Gemeindesaal der Gustav-Adolf-Kirche in Nürnberg

Die ganze Problematik und Komplexität dieses Themas der Altersepilepsien wurde mit den Impulsreferaten an diesem Abend verdeutlicht. Nach den Begrüßungsworten des Schirmherrn der Veranstaltung, dem mittelfränkischen Bezirkstagspräsidenten Richard Bartsch, schaffte Prof. Dr. Stefan, ehemaliger Leiter des Epilepsiezentrums in Erlangen, mit seinem Vortrag zu Ursachen und Formen“ den klaren und verständlichen Einstieg in die medizinische Seite der Erkrankung. PD Dr. Martin Winterholler, Leiter der Neurologischen Klinik in Rummelsberg, setzte dies mit seinem kurzweiligen und informativen Vortrag der Behandlungsrealität in Klinik und Pflege fort.Gerade in der anschließenden Diskussions- und Fragerunde mit dem Publikum – souverän geleitet von der erfahrenen Moderatorin Gabriele Juvan – wurde deutlich, wie viele Fragen, Verunsicherungen und Fehlinformationen immer noch bei Betroffenen, Angehörigen und Pflegepersonal vorhanden sind. Der volle Gemeindesaal der Gustav-Adolf-Kirche in Nürnberg und die zufriedenen Reaktionen der Teilnehmer zeigten, wie groß das Informationsbedürfnis bei dieser im Alter verkannten, oft auch nicht ernst genommene und deshalb nicht (ausreichend) behandelten Erkrankung ist.Doris Wittig-Moßner,LV Epilepsie Bayern e.V.

 

Bilder – Quelle: LV Epilepsie Bayern