Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat

Gavin Extence
Limes Verlag (März 2014)
ISBN 978-3809026334
480 Seiten, Buch € 19,99 / e-book € 15,99

10 Jahre ist Alex Woods  alt, als ihn ein Meteorit trifft und eine Temporallappenepilepsie verursacht. Tabletten, Auren und Anfälle bestimmen plötzlich sein Leben, sind aber nur der Rahmen dieser außergewöhnlichen Geschichte, in deren Mittelpunkt eine ganz spezielle Freundschaft steht. Denn mit Mr. Peterson lernt er einen Vietnam-Veteranen kennen, der ihm zeigt, dass man nur ein einziges Leben hat und immer die bestmöglichen Entscheidungen fällen sollte. Und deshalb findet sich Alex sieben Jahre später mit 113 Gramm Marihuana und einer Urne voller Asche an der Grenze in Dover wieder auf der Rückreise aus der Schweiz, wohin er   Mr. Peterson zum Sterben begleitet hat.

Lustig und berührend, einfühlsam und amüsant, ein Plädoyer für Toleranz und Anderssein – dieser Roman ist viel, nur nicht langweilig und „von der Stange“.

Das Buch stand aufgrund der Epilepsie des Protagonisten auf meiner Leseliste, aber ich wusste nicht, dass es sich vor allem um das Thema Sterben und Sterbehilfe dreht. Es geht um Menschenwürde und das Recht eines jeden, seine eigene  Wahl zu treffen, um Freundschaft und Liebe, Leben und Tod, Mut und Konsequenz.

Der Debütroman des 1982 geborenen Autors Gavin schlug in vielen Ländern ein wie ein Meteorit. Alex Woods eroberte die Herzen der Leser im Sturm und die Presse feierte den Roman als DIE Entdeckung des Jahres – und das zu Recht.

Fazit: Großartig!

Doris Wittig-Moßner, Nürnberg

 

 

Wie sag ich’s meinem Doc?

Machen Sie das Beste aus Ihrem Arztbesuch
Lutz Wesel
Carl Auer Verlag (September 2014)
ISBN 978-3849700409
160 Seiten, Buch € 14,95

Informativ und kurzweilig beschreibt der Autor Lutz Wesel, selbst erfahrener Mediziner und Psychotherapeut, wie ich den richtigen Arzt finde, wie ich ihm als Patient mein Problem schildere, so dass der Arzt alle wichtigen Informationen erhält, was es mit Kassen- und Privatpatienten sowie IGeL-Leistungen auf sich hat, ob und inwieweit das Internet bei einer Erkrankung weiterhilft und was man tun kann, wenn Konflikte entstehen. Auch Placebos (lat. „Ich werde gefallen“) und Nocebos (lat. „Ich werde schaden) kommen zur Sprache.

Fachbegriffe werden sofort erklärt, vor und am Ende jeden Kapitels gibt es eine kurze Zusammenfassung, dazwischen sind immer wieder kurzweilige Sprichwörter und Arztwitze gestreut.

„Auch im Zeitalter von Hightech-Medizin, Ultraschall und Computertomographie sind die sieben Sinne und der gesunde Menschenverstand durch nichts zu ersetzen.“ (zum Thema Diagnose), „Nicht umsonst spricht man von der ärztlichen Kunst – ein Hinweis darauf, dass Medizin mehr ist als nur Wissenschaft. Und dieses Mehr besteht aus Erfahrung und Intuition.“ (zum Thema evidenzbasierte Medizin), „Was wirken kann, kann auch Nebenwirkungen haben.“ (zum Thema Schulmedizin und Naturheilmittel), „Nicht nur der Patient zweifelt am Arzt, sondern der Arzt (ver-)zweifelt am Patienten.“ (zum Thema Google) – dies sind nur einige der bemerkenswerten Sätze aus diesem tollen Ratgeber.

Am besten ist jedoch das Nachwort geraten, in dem sich Lutz Wesel seine Gedanken zur momentanen Situation des deutschen Gesundheitssystems mit seinen Fallpauschalen macht und seine Vision für eine Zukunft der Medizin in Deutschland niederschreibt.

Fazit: Unbedingt zu empfehlen – für Ärzte und Patienten!

Doris Wittig-Moßner, Nürnberg

 

 

Was war los in Hohehorst?

Ein Buch über die Nazi-Zeit in Leichter Sprache
Astrid Felguth
Mabuse Verlag (Juni 2015)
ISBN 978-3863212254
96 Seiten, Buch € 16,90

In der Zeit des Nationalsozialismus gab es in Deutschland elf Lebensborn-Heime, in denen ledige Mütter “arische“ Kinder bekommen sollten, und Kinderfachabteilungen, in denen etwa 5.000 Kinder ermordet wurden.

In Leichter Sprache erzählt das Buch von Anni, die 1944 schwanger in das Heim bei Bremen aufgenommen wird und deren Kind behindert auf die Welt kommt, sowie von Lisa, die 1977 im leerstehenden Haus Hohehorst eine Entdeckung macht.

Das Buch ist besonders für inklusive Gruppen in Bildungseinrichtungen, für Erwachsene und Schulen konzipiert, um miteinander über den Nationalsozialismus sprechen zu können. Aber im Prinzip sollte es jeder lesen, der diesen Teil unserer Geschichte nicht vergessen möchte.

Gerade durch die Leichte Sprache, die ohne Schnörkel und Füllwörter auskommt, die nur das Wichtigste ausspricht, hinterlässt die Geschichte einen tiefbleibenden Eindruck, macht immer noch betroffen angesichts der damaligen Verbrechen an behinderten Menschen.

Fazit: Bleibt im Gedächtnis!

Doris Wittig-Moßner, Nürnberg

 

 

Aus dem Leben eines Steins: Die Liebe für den Lauf der Dinge entdecken

Daniel Wilk
Carl Auer Verlag (März 2014)
ISBN 978-3849700379
76 Seiten, Buch € 9,95

Dies ist die imaginäre Geschichte eines Steins, der seine sehr lange Reise ganz bewusst erlebt. Hinab vom Berg in einen Fluss und von da schließlich ins Meer, das von Anfang an sein Ziel war. Was der Stein auf seinem Weg erlebt, was er lernt, wen er trifft und auch wie er sich selbst verändert wird in dem 75 Seiten umfassenden Büchlein dargelegt.

Der Autor Daniel Wilk, Psychotherapeut, hat schon andere ähnliche Werke verfasst. Autogenes Training, Tiefenentspannung und Hypnose sind sein Metier.

Persönlich könnte ich mir vorstellen, dass die äußerst beruhigende Wirkung dieser Trance-Geschichte noch tiefer geht, wenn man den Text im Rahmen einer Meditation vorgelesen bekommt.

Fazit: Für entspannungsgeübte Steinliebhaber, die noch tiefer in ihr Innerstes vordringen möchten, um ihr unbewußtes Wissen zu erweitern.

Christa L.A. Bellanova, Nürnberg