Projekttage einer Berliner Grundschule

„Ich habe …, na und!“ - Stärkung im Umgang mit einer chronischen Erkrankung

An unserer Grundschule in einem Außenbezirk von Berlin lernen ca. 540 Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse gemeinsam. Insgesamt haben davon 21Kinder einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Die besonderen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler liegen hierbei in ganz unterschiedlichen Bereichen. So lernen Kinder mit Schwierigkeiten in der sozial-emotionalen Entwicklung genauso wie Kinder mit sprachlichen oder kognitiven Einschränkungen oder einer chronischen Erkrankung in einer regulären Klasse. Hier werden sie – je nach Bedarf – zielgleich oder zieldifferent unterrichtet und dabei von den Grundschullehrern, zwei Sonderpädagoginnen und Schulhelferinnen unterstützt.

 

Im Unterricht und auch im außerschulischen Bereich zeigen sich hierbei besondere Bedürfnisse von Kindern mit chronischen Erkrankungen. Einige der Kinder haben eine große Scham oder Unsicherheiten im Umgang mit ihrer Krankheit und den daraus sich ergebenden Besonderheiten. Auch die Eltern berichten in Gesprächen teilweise über ein geringes Selbstbewusstsein ihrer Kinder. Neben der Förderung der schulischen Fähigkeiten und der Vermittlung des Unterrichtsstoffes sehen wir es daher als wichtig an, die Kinder in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und ein positives Selbstkonzept zu fördern. Auch möchten wir die Kinder in der Akzeptanz ihrer eigenen Krankheit unterstützen.

 

Nach Elterngesprächen bzw. eines -informationsbriefes fanden hierzu im Februar 2016 zwei klassen- und jahrgangsübergreifende Projekttage für fünf Mädchen mit einer chronischen Erkrankung an zwei Vormittagen von 8.30-12.30 Uhr mit der Sonderpädagogin, unterstützt durch eine Schulhelferin, statt. Je eine Schülerin der zweiten und dritten Klasse hat eine Epilepsie (kleine Anfälle mit Beeinträchtigungen der visuellen Wahrnehmung) und nur sehr geringe Kenntnisse über ihre Krankheit. Eine weitere Schülerin mit Epilepsie (kleine und große Anfälle mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen) besucht die vierte Klasse. Sie hat ein großes Wissen über ihre Epilepsie, verweigert sich aber oft und zeigt Schwierigkeiten in der sozialen Teilhabe in der Klasse und der Annahme von Unterstützung. Eine Fünftklässlerin hat ein schweres Asthma und eine Zweitklässlerin einen Diabetes Typ 1.

 

Die Projekttage sind folgendermaßen aufgebaut: 

Der Workshop verlief in einer sehr angenehmen Atmosphäre. Am Ende fragten die Kinder, wann wir nochmal so ein Projekt machen können. Mit Spielen, Körperübungen, Bastelarbeiten und der Arbeit an einem eigenen Projektheft machten die zwei Tage den Mädchen großen Spaß. Nach anfänglichem Zögern und Verweigerung gelang es auch der Viertklässlerin, sich in die Gruppe miteinzubringen und den anderen Mädchen mit Epilepsie viel zu erklären.

 

Insbesondere zeigte sich hier das gemeinsame Lesen der Bilderbücher als Öffner für lebendige Gespräche. Die Bücher wurden mir, neben weiteren Materialien, großzügigerweise durch den e.b.e epilepsie bundes-elternverband e.v. zur Verfügung gestellt. Auch das sonst eher zurückhaltende Mädchen mit Diabetes Typ 1 erklärte und zeigte den anderen Kindern ihre Blutzuckermessung.

 

Die Rollenspiele am Ende des Workshops zur Erweiterung der Handlungskompetenz wurden von den Kindern mit großer Begeisterung durchgeführt. Die Kinder schlüpften selbstverständlich in die Rolle eines Kindes, das Hilfe benötigt (Anfall, Unterzuckerung) oder die des Helfers und halfen durch Sicherung der Umgebung, Beruhigung oder holten Hilfe.

 

Für das kommende Schuljahr ist eine Fortsetzung der Projekttage geplant. Hier wollen wir an die erarbeiteten Inhalte anschließen und dann den Umgang mit der Krankheit in der Klasse und mit Freunden thematisieren.

 

Maren Lutzner, Sonderpädagogin

 


Verwendete Materialien:

  • Eigene Unterrichtsmaterialien
  • Unterrichtsmaterial „Diabetes - Wissen, das zählt:
    MSD SHARP & DOHME GMBH
    www.msd.de
  • Carla - Bilderbuch über Epilepsie
    Toto und das EEG
    Hallo, ich bin Paul
    Flyer „Erste Hilfe - kinderleicht erklärt“:
    e.b.e. e.v.
    www.epilepsie-elternverband.de