Haben Sie einen Medikationsplan?

Tausende Menschen kommen jeden Tag aufgrund von Nebenwirkungen von Medikamenten in deutsche Kliniken. Schätzungen gehen von 30.000 Toten jährlich aufgrund von Nebenwirkungen aus. Das ist erschreckend.

 

Seit 01.10.2016 sollen Patienten, die drei verschiedene Medikamente oder mehr einnehmen, von ihrem behandelnden Arzt einen Medikationsplan erhalten. Aufgeführt werden müssen nicht nur alle verordneten Präparate – samt Anwendungshinweisen – sondern auch Selbstmedikation sowie Medizinprodukte, soweit sie für die Medikation relevant sind. Die Informationen sollen Handelsname, Wirkstoff(e) und Wirkstärke, Darreichungsform, verordnete Einnahme und Menge sowie spezielle Hinweise und den Grund für die Medikation enthalten. Zusätzlich können frei verkäufliche Arzneimittel eingetragen werden, falls ihre Einnahme aus ärztlicher oder pharmazeutischer Sicht sinnvoll ist. Auch regelmäßig genutzte Medizinprodukte, wie beispielsweise Insulin-Pens bei Diabetikern, gehören in den Plan. Außerdem sind Name und Geburtsdatum des Patienten sowie die Kontaktdaten des ausstellenden Arztes, das Datum des Ausdrucks und ein Barcode enthalten (siehe Bild).

Bisher wird der Medikationsplan in den Praxen ausgedruckt und dem Patienten mitgegeben, ab 2019 soll er dann auf der Gesundheitskarte gespeichert werden.

 

Insbesondere für Patienten mit chronischen Erkrankungen, die in der Regel mehrere Medikamente über Monate oder Jahre einnehmen, ist das eine gute Sache. Aber wie sieht die Praxis aus?

 

Prof. Dormann, der im Auftrag des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfARM) eine Untersuchung dazu durchgeführt hat, stellt fest: „Derzeit ist die Situation so, dass der Patient den Plan aktiv einfordern muss. Viele trauen sich nicht, obwohl sie ja ein Anrecht darauf haben. Ich denke, das wäre eine Möglichkeit, dass man das umdreht, dass also jeder Patient diesen Plan automatisch bekommt und nicht erst nach Aufforderung, aber dass er dann die Möglichkeit hätte, den Plan auch abzulehnen.“

 

Auch eine Patientenbefragung der hkk Krankenkasse kam zu dem Ergebnis, das nur ca. 38 % der Patienten, die Anspruch auf einen Medikationsplan haben, auch einen solchen erhielten. Und nur ein Drittel davon wurde von anderen behandelnden Ärzten danach gefragt.

 

Auf dem Berliner Hauptstadtkongress Gesundheit im Sommer 2017 fiel die Bilanz des Medikationsplans dementsprechend auch nicht berauschend aus: Unverständlich für Patienten, unvollständige/fehlerhafte Angaben oder gar nicht vorhanden, der Ausdruck bis zur Unleserlichkeit zerknittert etc., um nur einige Mängel zu nennen.

 

In Thüringen gibt es die „Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen“ (ARMIN): Einen Medikationsplan, der auf einem Server liegend für alle zugänglich ist – für Ärzte, Apotheker und Patienten. Da hier der Hausarzt die Medikamentenliste auf mögliche Wechselwirkungen prüft, dürfte für größere Sicherheit gesorgt sein.

 

Unsere Fragen an die Leser:

  • Wer hat von seinem behandelnden Arzt     solch einen Medikationsplan erhalten?
  • Wie kommt ihr damit zurecht?
  • Wie sollte ein solcher Plan für Epilepsie-Patienten aussehen?

Wir freuen uns auf Eure Rückmeldungen an kontakt(at)epikurier.de!

 

Susanne Fey, Wuppertal