Neue Epilepsie-Reha-Klinik in Bethel eröffnet

Alles unter einem Dach: im neuen Gebäude sind auf 1.700 Quadratmeter alle Therapie-, Werk- und Wohnräume untergebracht
Bild – Quelle: Mario Haase

Vier Millionen Euro hat das neue Gebäude laut Information der von Bodelschwinghschen Stiftungen gekostet. Es bietet auf 1.700 Quadratmetern Platz für 35 Menschen mit Epilepsie-Erkrankungen. Das Besondere: Mit der neuen Klinik speziell für die medizinisch-berufliche Rehabilitation sind jetzt alle Angebote unter einem Dach. Büroübungs-plätze, Werk- und Behandlungsräume sowie großzügige Wohneinheiten. Bethel ist bundesweit führend bei der Behandlung und Versorgung für Menschen mit Epilepsien. Im gesamten Epilepsie-Zentrum werden jedes Jahr rund 4.000 Menschen aus ganz Europa behandelt.

 

Indikationen für eine Rehabilitationsmaßnahme sind:

  • Berufliche Schwierigkeiten (z. B. Gefährdung der Erwerbsfähigkeit) im Zusammenhang mit der Epilepsie und ggf. zusätzlichen Erkrankungen
  • Probleme bei der Krankheitsverarbeitung
  • Unzureichende körperliche oder psychische Belastbarkeit
  • Epilepsiebezogene Informationsdefizite
  • Schwierigkeiten mit einer epilepsieangepassten Lebensführung
  • Spezielle neuropsychologische oder motorische Störungen
  • Erstellen eines sozial- und arbeitsmedizinischen Profils, z. B. bei Fragen der beruflichen Eignung, Berentung oder selbstständigen Lebensführung im Alltag
  • Zustand nach einem epilepsiechirurgischen Eingriff

 

Die Rehabilitationsklinik führt für alle Kostenträger (z.B. Rentenversicherungen, Krankenkassen, gesetzliche Unfallversicherungen/Berufsgenossenschaften) medizinische Rehabilitationsmaß-nahmen durch. Nähere Informationen über Antragstellung, Besonderheiten bei einzelnen Kostenträgern liefern die Veröffentlichungen der Klinik, die in deren Download-Bereich auf www.epilepsie-rehabilitation.de zur Verfügung gestellt werden:

  • Medizinische und medizinisch-berufliche Rehabilitation für Menschen mit Epilepsie
  • Rehabilitation nach ersten epileptischen Anfällen
  • Anschlussrehabilitation nach Epilepsiechirurgie
  • Argumentationshilfen Epilepsie-Reha Bethel (Indikationen und Argumentationshilfen für eine medizinische Rehabilitationsmaßnahme bei epilepsieassoziierten Gesundheitsproblemen)

Wir haben Dr. Ulrich Specht, Leiter der Rehaklinik, noch einige Fragen dazu gestellt:

 

Wie komme ich zu einer Rehamaßnahme bei Ihnen?

In der Regel ist Ihr behandelnder Neurologe bzw. Epileptologe oder die neurologische Klinik, in der Sie in Behandlung sind, der erste Ansprechpartner, wenn Sie eine Rehamaßnahme bei uns durchführen möchten.

 

Wie lange dauert solch eine Maßnahme? Und was wird bei Ihnen alles durchgeführt?

Die Verweildauer der Rehabilitanden beträgt etwa 3-6 Wochen. Zu den Therapieangeboten gehören die Epilepsie-Behandlung, Hilfen zur Verbesserung der Krankheitsbewältigung und des Krank-heits-Selbstmanagements, sportliche Aktivierung und Beratung sowie Diagnostik und Therapie von kognitiven und ggf. auch sprachlichen Störungen. Hinzu kommen die Überprüfung und Verbesserung der Belastbarkeit in Beruf und Alltag, die sozial- und arbeitsmedizinische Beurteilung der Anfallskrankheit, Bewerbungstraining, die soziale und berufliche Beratung sowie die Angehörigenberatung. Ziel der Maßnahmen ist in der Regel der Erhalt der Erwerbsfähigkeit, d. h. die Verhinderung einer Berentung aufgrund epilepsieassoziierter oder anderer gesundheitlicher Probleme, die einer weiteren Berufstätigkeit im Wege stehen.

In der Werktherapie werden Fähigkeiten für handwerkliche Berufe trainiert. Rolf Eickholt (kaufmännischer Leiter Krankenhaus Mara), Dr. Rainer Norden (Geschäftsführer), Dr. Ulrich Specht (Leitender Arzt Reha-Klinik) und Prof. Dr. Christian Bien (Chefarzt Epilepsiekliniken) besichtigen die neuen Räumlichkeiten (v.l.).
Bild – Quelle: Mario Haase

Kann ich auch mehrmals kommen?

Wenn sich eine Notwendigkeit zur erneuten Aufnahme ergibt, dann ist auch ein weiterer Aufenthalt bei uns möglich. Etwa 5 % aller Patienten kommen mehr als einmal.

 

Kommen die Patienten nur aus dem Bielefelder Raum?

Nein, die Patienten kommen aus ganz Deutschland zu uns, ca. 60 % sind aus Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen.

 

Und was ist nach der Reha?

Vor der Entlassung werden individuell Einrichtungen bzw. Personen, die zu Hause aktiv werden sollen/müssen, kontaktiert, z. B. Schwerbehinderten-Vertrauensmann im Betrieb, der Integrationsfachdienst und andere psychosoziale Dienste. Bei einer Rückkehr auf den alten Arbeitsplatz wird ggf. eine stufenweise Wiedereingliederung eingeleitet. Und alle Patienten bekommen auch schriftliche Hinweise mit, was zu Hause zu tun ist. Ein persönliches poststationäres Case-Management können wir leider nicht anbieten. Sollten dennoch Fragen auftreten, können sich ehemalige Patienten gerne an uns wenden. Das Gleiche gilt auch für die behandelnden Ärzte.

 

Was hat sich in den zwanzig Jahren Epilepsie-Rehabilitation verändert?

Medizinische und medizinisch-berufliche Rehabilitation ist mittlerweile ein fester Bestandteil der gesundheitlichen Versorgung Epilepsiekranker geworden. Sie ist seit 2010 in den Leitlinien der Rentenversicherungen verankert, so dass Betroffene unter Hinweis darauf ihre Reha-Ansprüche auch geltend machen können. Unser interdisziplinäres Reha-Team hat sich enorm entwickelt und sehr viel Erfahrungen gesammelt und Kompetenzen aufgebaut. Wir konnten ein Netzwerk aus Bielefelder Firmen entwickeln, was Möglichkeiten der Belastungserprobung im realen Arbeitsleben bietet. Wahrscheinlich gäbe es noch viele andere Punkte…

 

Erlauben Sie uns noch zwei persönliche Fragen:

Warum haben Sie sich auf die Behandlung von Menschen mit Epilepsien spezialisiert? Was fasziniert Sie daran?

Die Frage „warum“ habe ich mir oft gestellt und habe sie bisher nicht erschöpfend beantwortet bekommen. Ich habe mich zu Beginn ja nicht aktiv für dieses Feld entschieden, sondern bin als Arzt im Zivildienst in die Epileptologie „gerutscht“.

 

Was ist für Sie persönlich das Besondere an der Arbeit mit Rehabilitanden?

Die Arbeit in unserem interdisziplinären Team, in dem alle zu einem umfassenden Verständnis der gesundheitlichen und persönlichen Situation eines Patienten oder einer Patientin beitragen und wir gemeinsam daran arbeiten, seine/ihre Lebenssituation zu verbessern, macht mir wahnsinnig viel Spaß.

 

Susanne Fey, Wuppertal

 

Kontakt:

Dr. Ulrich Specht

Leitender Arzt Rehabilitationsklinik und Abteilung für junge Erwachsene

Epilepsie-Zentrum Bethel

Krankenhaus Mara gGmbH

v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

Maraweg 21

33617 Bielefeld

reha(at)mara.de

 

Für interessierte Patienten:

Tel.: 0521 77277775

info(at)mara.de

www.epilepsie-rehabilitation.de