Steile Welle in Niederbayern
Zum Tag der Epilepsie 2017 präsentierte die Epilepsie Beratung Niederbayern gemeinsam mit der Gesprächsgruppe epilepsiekranke Erwachsene Passau am 13.10.2017 im Gasthof Knott in Tiefenbach das Solo-Theaterstück „Steile Welle“.
Nach einer kurzen Begrüßung durch die Leiterin der Epilepsie Beratungsstelle Niederbayern, Sozialpädagogin Ulrike Jungwirth, brachte die Schauspielerin Marion Witt ihre eigenen Emotionen auf die Bühne und gab authentisch und feinfühlig berührende Einblicke in die Berg- und Talfahrt der neurologischen Erkrankung Epilepsie.
In einer Mischung aus Monolog, Gesang und Tanz gelang es ihr, die Frage „Wie fühlt sich Epilepsie an und wie schaffen es Patienten, mit dieser Krankheit umzugehen?“ für das Publikum in beeindruckender Weise zu veranschaulichen.
Gebannt folgten alle dem abwechslungsreichen Spiel – einmal in der Rolle der Protagonistin Ursula Wehmeyer, dann wiederum als Neurologe Dr. Düsseldorf oder als Lutz aus der Selbsthilfegruppe; es war mucksmäuschenstill im Veranstaltungssaal des Gasthauses Knott. Witt gelang es meisterlich, ihr Publikum einerseits zu berühren, gleichzeitig aber auch amüsant zu unterhalten.
Im Anschluss an die Aufführung griff Neurologe Marcus Theil noch einige Kern-Aussagen des Solo-Theaterstückes auf und erörterte gemeinsam mit Ulrike Jungwirth und dem Epileptologen der Kinderklinik Passau Christian Schropp die Ziele der Epilepsiebehandlung – nämlich möglichst Anfallsfreiheit oder ggf. weniger und leichtere Anfälle, ohne therapiebedingte Nebenwirkungen. Dabei sollte die Lebensqualität an erster Stelle stehen. Auf Fragen aus dem Publikum nach der richtigen Dosierung von Antiepileptika waren sich die Mediziner einig: „So viel wie nötig und so wenig wie möglich, individuell dosiert“. Bei therapieresistenten Epilepsien sei manchmal auch eine Operation in einem Epilepsie-Zentrum möglich.
Eine rein medizinisch orientierte Behandlung sei allerdings nicht ausreichend. Diese müsse eingebettet sein in einen komplexen Behandlungsrahmen mit Beratung zur Lebensführung, Sozialberatung zu beispielsweise Führerschein- und Berufsfragen, ggf. psychotherapeutischer Begleitung und Patientenschulung. Diese Möglichkeit ist derzeit in Passau nur für Kinder und Jugendliche im Rahmen des Sozialpädiatrischen Zentrums der Kinderklinik Dritter Orden gegeben. Eine flächendeckende Versorgung mit Epilepsieambulanzen für Erwachsene, die auch diesen umfassenden Rahmen bieten, sollte daher das Ziel sein.
Auch der Erfahrungsaustausch in einer Selbsthilfegruppe, wie es sie in Passau gibt, kann die Krankheitsbewältigung fördern und den Betroffenen und Angehörigen Mut und Kraft geben. Der Landesverband Epilepsie Bayern e.V. als Dachverband der Selbsthilfegruppen hat die Möglichkeit, Versorgungsstrukturen auch auf politischer Ebene mit zu verändern. So konnten beispielsweise flächendeckend in Bayern Epilepsieberatungsstellen aufgebaut werden. Dort haben Menschen mit Epilepsie die Möglichkeit, sich und ihre Familie in persönlichen, familiären, schulischen, beruflichen oder sozialrechtlichen Angelegenheiten völlig kostenlos und selbstverständlich vertraulich beraten zu lassen.
Ulrike Jungwirth,
Epilepsie Beratung Niederbayern
Kontakt:
Epilepsie Beratung Niederbayern
Ulrike Jungwirth
Bischof-Altmann-Str. 9
94032 Passau
Tel.: 0851 7205207
epilepsie(at)kinderklinik-passau.de
Gesprächsgruppe für epilepsiekranke Erwachsene Passau
(ab dem 16. Lebensjahr)
und deren Angehörige
Ansprechpartner: Ernst Damberger
Tel.: 0160 97003484
oder über Epilepsie Beratung Niederbayern