„Wir profitieren voneinander“

Per WhatsApp halten die Eltern der Epilepsie-Gruppe auch außerhalb der Treffen Kontakt, geben sie sich gegenseitig spontan den einen oder anderen Tipp. „Das funktioniert prima“, kommentierte dann auch Kerstin H.
Bild - Quelle: Epilepsie Beratung Schwaben-Alläu









Barbara Eberele (Kempten) und Ulrike Titze (Memmingen) sind die beiden Ansprechpartner der Epilepsie Beratung Schwaben-Allgäu
Bild - Quelle: Epilepsie Beratung Schwaben-Alläu

Elterngruppen in Kempten und Memmingen

 

Schon wenige Tage nach Michaels Geburt war klar, das Baby hat epileptische Anfälle. Der 10. Tag nach Taminas Einschulung wird ihrer Mutter immer im Gedächtnis bleiben: Damals trat erstmals eine epileptische Episode auf. Zwei Fälle – ein Schicksal, das verbindet. Die Kinder sind unterschiedlich alt – und dennoch geben sich die Eltern gegenseitig Halt. Sie haben Verständnis, geben untereinander Tipps, können gemeinsam lachen. Für Kerstin H. und Severine F. sowie weitere Mütter und Väter ist die Epilepsie Eltern-Selbsthilfegruppe zu einem wichtigen Baustein in ihrem Leben geworden. In Kempten besteht die Elterngruppe bereits im 7. Jahr, in Memmingen wird sie gerade gegründet. Aus der Elterngruppe entwickelte sich die Selbsthilfegruppe, bei der sich die Eltern ohne Leitung einmal monatlich treffen. Für alle Elternteile ist/war der erste Anfall des eigenen Kindes ein einschneidendes Erlebnis. Die Angst vor dem nächsten Anfall ist allen gemeinsam!

 

Die Epilepsieberatungsstelle Schwaben Allgäu selbst gibt es seit 2009. 2016 wurden im Allgäu 309 Personen beraten. Insgesamt gab es 1.105 telefonische, schriftliche und persönliche Beratungsgespräche zu allen Themen, die mit der Erkrankung in Verbindung stehen. Seit diesem März ist die Beratungsstelle vom Verein bei Sozialarbeit Epilepsie e.V. und von der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie e.V. zertifiziert. „Oftmals ist es für Ärzte, aber auch für Eltern, ein Nachweis für die Professionalität der Beratungsstelle“, informiert dazu Barbara Eberle, die in Kempten die Epilepsieberatung unter dem Dach der Körperbehinderte Allgäu durchführt. Ihre Kollegin Ulrike Titze ist in Memmingen mit der Beratungsstelle am SPZ/Klinikum Memmingen angesiedelt.

 

„Wir würden uns freuen, wenn mehr Eltern den mutigen Schritt auf uns zu machen würden, egal ob in Memmingen oder Kempten. Die Treffen sind wirklich ein großer Rückhalt“, wissen Kerstin H. und Severine F. Über das moderne Medium „WhatsApp“ halten die Eltern auch außerhalb der monatlichen Dienstagstreffen Kontakt. „Warte nicht auf den Anruf des Arztes, melde dich selbst bei ihm“, lautet so eine Nachricht an eine junge Mutter, die gerade neu zur Gruppe dazu gekommen ist. Sie ist für den Tipp dankbar.

 

Warum in eine Gruppe gehen? „Der Schritt braucht Mut. Ich habe damit zwei Jahre gewartet“, erzählt eine 36-jährige. Erst in einer Reha mit ihrem Kind wurde ihr klar, dass es Gleichgesinnte gibt. „Es half mir, mich über die Sorgen und Ängste auszutauschen“, erinnert sie sich an die ersten Zusammenkünfte, „aber auch zu sehen, dass es bei allen daneben auch gute Zeiten gibt.“ Und bis heute ist es so, dass jeder in der Gruppe nach seinem Befinden gefragt wird – und dabei geht es nicht nur um die Erkrankung des jungen oder älteren Kindes. „Es tut gut, gemeinsam zu lachen. Das ist ganz wichtig!“ Der Elterntreff – ein schönes, unkompliziertes Miteinander! „Wir profitieren voneinander“, sind sich die Eltern einig.

 

Darüber hinaus organisiert die Selbsthilfegruppe therapeutische und Entspannungsangebote, z. B. Infos zu Traumatherapie oder einen Besuch der Salzgrotte.

 

Einmal im Jahr gibt es ein gemeinsames Zusammentreffen aus Kempten, Memmingen, Augsburg. Da sind dann alle dabei: Mütter, Väter, Kinder, erwachsene Betroffene – und natürlich auch Geschwister!

Monika Rohlmann, Kempten

 

Kontakt/Ansprechpartner:

in Kempten: Barbara Eberle
Immenstädter Straße 27

87435 Kempten
Tel.: 0831 51239181
epilepsieberatung(at)kb-allgaeu.de


in Memmingen:
Ulrike Titze
Bismarckstraße 23

87700 Memmingen

Tel.: 08331 702600
epilepsieberatung(at)klinikum-memmingen.de