NEA-Fachtreffen Schwaben 2018

Epilepsie und Rehabilitation

 

Das diesjährige Treffen des Netzwerks Epilepsie und Arbeit Schwaben (NEA) fand in Augsburg statt und bot aktuelle Informationen zum Thema Epilepsie und Rehabilitation.

 

Mitglieder des Fachteams Schwaben sind Vertreter der Epilepsieberatungs-stellen, des Integrationsamtes, des Integrationsfachdienstes, der Handwerkskammer, Fachärzte für Arbeitsmedizin, Technische Berater und Schwerbehindertenvertreter.

 

Ein plötzliches Anfallsgeschehen stellt Betroffene und Arbeitgeber oft von einem Tag auf den anderen vor einen Berg schwieriger Fragen wie z. B. Fahrverbot, Gefährdungsanalyse, berufsgenossenschaftliche Vorgaben oder Minderleistung. Durch kompetente Analyse und Vernetzung der beteiligten Fachstellen durch NEA können bestehende Arbeitsplätze häufig erhalten werden.

(v.l.) Manfred Hägele (Epilepsieberatung Augsburg), Dr. Johannes Kiesel (Bavaria Klinik Freyung), Barbara Eberle (Epilepsieberatung Kempten), Peter Brodisch (Bundesprojekt TEA), Ulrike Titze (Epilepsieberatung Memmingen), Dr. Helge Matrisch (Asklepios Klinik Schaufling), Monika Hausinger (Sozialdienst Schaufling), Claudia Hackel ( Epilepsieberatung Augsburg)
© Quelle: Epilepsie Beratung Schwaben-Allgäu

Im Prozess der Klärung zukünftiger beruflicher Möglichkeiten ist es für Betroffene oft sehr hilfreich, eine Reha-Maßnahme zu machen. Hierbei ist es wichtig, dass die jeweilige Reha-Einrichtung einen epilepsiespezifischen Schwerpunkt hat.

In Bayern halten sowohl die Bavaria Klinik Freyung wie die Asklepios Klinik Schaufling einen solchen Schwerpunkt vor, der mit vertieftem Angebot zur Wiedereingliederung unter verschiedenen Bezeichnungen angeboten wird: mbR, mboR oder Reha Phase II. Der Antrag läuft wie gewöhnlich über den Hausarzt oder den behandelnden Neurologen, die im Rahmen der Antragstellung „Medizinische Reha“ bei besonderen beruflichen Problemlagen (BBPL) den vertieften Bedarf beruflicher Klärung indizieren können.

 
Im Rahmen des diesjährigen NEA-Fachtags Schwaben stellten Dr. Johannes Kiesel, Chefarzt an der Bavaria Klinik Freyung, und Dr. Helge Matrisch, ärztlicher Direktor der Asklepios Klinik Schaufling, ihre Kliniken vor.


An der Bavaria-Klinik Freyung werden im dortigen medizinischen Zentrum für Arbeit und Beruf Patienten mit der Zielsetzung betreut, die Teilhabe am Erwerbsleben wiederherzustellen oder zu sichern. Hierfür verfügt die Klinik über langjährige Erfahrung. Im behandelnden Team gibt es zum Beispiel Arbeits- und Ergonomie-Therapeuten. Belastungserprobung und Arbeitstherapie sowie funktionelle Leistungserprobung und Kontakt zum Arbeitgeber sind feste Bestandteile im Rahmen der Reha-Maßnahme. Wenn sinnvoll, besteht die Möglichkeit zu Arbeitsversuchen und beruflichen Belastungserprobungen bei kooperierenden Firmen in der Region.

 

Nicht selten werden diese von Arbeitsplatzbegehungen vor Ort und Arbeitsplatzanalysen begleitet. Aus der Summe der Maßnahmen entsteht ein detaillierter Abschlussbericht, der bei Wiedereingliederung, Weiterqualifizierung oder Umschulung einen großen Stellenwert hat. Eine medizinisch-berufliche Rehabilitationsmaßnahme kann in Freyung bis zu 3-4 Monate dauern und entwickelt sich über den normalen Reha-Antrag.

 

Dr. Matrisch erläuterte das spezialisierte Behandlungsmodul, das die Klinik Schaufling für Rehabilitanden mit Epilepsie anbietet. Auch hier arbeitet ein multiprofessionelles Team mit Schulungs-, Therapie- und Trainingsprogrammen am Erhalt der Arbeitsfähigkeit. Bei besonderen beruflichen Problemlagen (=BBPL) kann auch in Schaufling die normale medizinische Reha ausgeweitet werden zur medizinisch-beruflichen Reha (MBO), die hier bis zu 6 Wochen dauert. Auch in Schaufling ist eine neuropsychologische Testung der Fahrtauglichkeit möglich.

Etwa 30 Teilnehmer verschiedener Berufsgruppen informierten sich beim NEA-Fachtreffen Schwaben
über die Thematik Epilepsie und Reha
© Quelle: Epilepsie Beratung Schwaben-Allgäu

Das Interesse am vorliegenden Thema, das selbst für Fachkräfte oftmals komplex und unübersichtlich ist, war lebhaft. Etwa 30 Teilnehmer verschiedener Berufsgruppen nahmen die Gelegenheit wahr, sich vertieft mit den Möglichkeiten beruflicher Reha-Maßnahmen bei Epilepsie auseinanderzusetzen.

 

Ergänzend stellte Peter Brodisch von der Epilepsieberatung Oberbayern das neue Bundes-Modellprojekt „Berufliche Teilhabe epilepsiekranker Arbeitnehmer“ (kurz: TEA = Teilhabe, Epilepsie, Arbeit) vor. Das Projektteam unterstützt Betriebe darin, mittels einer Gefährdungsbeurteilung maßgerechte Lösungen für die Beschäftigung epilepsiekranker Mitarbeiter zu finden.

 

Ulrike Titze,

Epilepsie Beratung Schwaben-Allgäu

 

Kontakt:

 

Epilepsie Beratung Schwaben-Allgäu

Ulrike Titze M.A.

Dipl. Soz.-päd./Epilepsie-Fachassistentin

Case Management (DGCC)

Bismarckstr. 23

87700 Memmingen

Tel.: 08331 702600

epilepsieberatung(at)klinikum-memmingen.de


NEA-Fachteam Epilepsie und Arbeit

Nicht selten besteht in Phasen von Anfallsgeschehen ein dringender Klärungsbedarf von arbeitsrechtlichen Fragen.

 

Hier sind die Epilepsieberatungsstellen und das Fachteam Epilepsie und Arbeit hilfreiche Ansprechpartner. Neben einer persönlichen Beratung können Betriebsbegehungen durchgeführt werden, bei der auf Grundlage der medizinischen Gegebenheiten vor Ort mögliche anfallsbedingte Selbst- und Fremdgefährdungen am Arbeitsplatz erörtert werden. Die Ergebnisse werden in einer Gefährdungsbeurteilung zusammengefasst.

 

Bundesweit gibt es seit mittlerweile sieben Jahren die Netzwerke Epilepsie und Arbeit (NEA), die epilepsiekranke Arbeitnehmer, deren Arbeitgeber, Betriebsärzte, Neurologen und Arbeitsmediziner zu allen arbeitsmedizinischen, arbeitsrechtlichen und leistungsrelevanten Fragen beraten.

 

Neu gestartet ist das Modellprojekt TEA „Berufliche Teilhabe epilepsiekranker Arbeitnehmer“ (kurz: TEA = Teilhabe, Epilepsie, Arbeit) unter Leitung von Peter Brodisch.

 

Weitere Infos: www.epilepsie-arbeit.de

 

Medizinisch-berufliche Rehabilitation (MbR oder MboR) in Phase II

Die Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation (Phase II) sollen eine Lücke schließen zwischen der medizinischen Akutbehandlung/Erstversorgung (Phase I) und der beruflichen Rehabilitation (Phase III), die der Ausbildung oder Umschulung dient. Bei besonderen beruflichen Problemlagen (BBPL) kann die
 

regelhafte Reha, die 3-4 Wochen dauert, ausgeweitet werden zur MbR oder MboR, der medizinisch-beruflichen Reha.

 

Einrichtungen der medizinisch-beruflichen Rehabilitation sind besondere Rehabilitationszentren für spezielle Krankheiten oder Arten der Behinderung, in denen in einem nahtlos ineinander greifenden Verfahren Leistungen zur Teilhabe (Leistungen zur medizinischen Rehabilitation und Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben) erbracht werden.

 

Zurzeit gibt es im gesamten Bundesgebiet 23 Einrichtungen, die Mitglied in der Bundesarbeitsgemeinschaft medizinisch-beruflicher Rehabilitationszentren sind.

 

Weitere Infos: www.mbreha.de