Tag der Epilepsie in Passau

(v.l.) Prof. Dr. med. Soheyl Noachtar (Leiter Epilepsie-Zentrum Ludwig-Maximilians-Universität München am Klinikum Großhadern), Ulrike Jungwirth (Leiterin Epilepsieberatung Niederbayern), Doris Wittig-Moßner (Vorstand Landesverband Epilepsie Bayern e.V.)
© Quelle: Epilepsie Beratung Niederbayern

Vortragsabend mit Prof. Dr. med. Soheyl Noachtar zum Thema „Epilepsie – was jetzt?“

 

Am 4.10.2018 fand in den Räumen der AOK Passau anlässlich des 22. Tags der Epilepsie ein Vortrag mit dem Thema „Epilepsie – was jetzt?“ statt. Dazu luden die Epilepsieberatung Niederbayern unter der Leitung von Dipl. Sozialpädagogin (FH) Ulrike Jungwirth und die Gesprächsgruppe Epilepsie Passau ein. Als Referent konnte Prof. Dr. med. Soheyl Noachtar gewonnen werden, der als Leiter des Epilepsie-Zentrums der Ludwig-Maximilians-Universität München am Klinikum Großhadern tätig ist, einem anerkannten Zentrum der höchsten Versorgungsstufe mit Anfallsambulanz, stationären Bereichen und Epilepsie-Chirurgie.

 

Prof. Dr. Noachtar erklärte den Anwesenden, dass seiner Meinung nach jeder epilepsiekranke Erwachsene selbst Experte seiner Erkrankung sein müsse. „Wie der Diabetiker wissen muss, wann er wie viel Insulin benötigt, muss der Epilepsie-Betroffene wissen, was gut für ihn ist und was er lieber bleiben lässt“, so Noachtar. „Jede Epilepsie ist anders und diese Tatsache hat meist immense psychosoziale Konsequenzen wie z. B. für die berufliche Tätigkeit und den Erhalt oder Erwerb des Führerscheins. Es ist ratsam Beratungsstellen aufzusuchen und sich über die Möglichkeiten der weiteren Lebensgestaltung zu informieren“ so der Epileptologe. Bei unklarer Diagnose, schwer behandelbaren Epilepsien und bei erhöhtem Leidensdruck sei die Vorstellung in einem Epilepsie-Zentrum anzuraten. Mittels Video-EEG, CT und MRT lässt sich häufig feststellen, welche Hirnregionen bei einem Anfall eine Rolle spielen und ob eventuell ein chirurgischer Eingriff in Frage kommt, wenn Antiepileptika nicht helfen.

 

Aber auch seelische Gründe könnten der Hintergrund von Anfällen sein. „Etwa ein Viertel der Personen, die sich bei uns im Zentrum vorstellen und über eine schwer einzustellende Epilepsie klagen, leiden nicht unter Epilepsie sondern haben psychogene Anfälle“, erklärt der Experte. Eine frühe Diagnose und der Beginn einer stringenten psychologischen Behandlung können die Prognose verbessern.

 

Bereits seit 1996 findet der „Tag der Epilepsie“ statt, jedes Jahr unter einem anderen Motto. 2018 wurden diejenigen in den Mittelpunkt gerückt, bei denen die Diagnose einer Epilepsie erstmalig gestellt wird und die mit den daraus resultierenden Fragen und Problemen konfrontiert sind. In diesem Zusammenhang war es ein Anliegen aufzuzeigen, was spezialisierte Zentren leisten können und welchen wichtigen Beitrag Beratungsstellen für epilepsiekranke Menschen und deren Angehörige anbieten.

 

In Bayern gibt es bereits ein Netzwerk aus Epilepsieberatungsstellen und Projektgruppen, die sich z. B. mit dem Thema Arbeitssicherheit beschäftigen. Dies gilt leider nicht für den Rest der Bundesrepublik. Mit dem „Tag der Epilepsie“ soll auf diese Problematik hingewiesen werden. Ziel ist es, in den restlichen Bundesländern Beratungsstellen aufzubauen, damit Betroffene auch dort in rechtlichen, sozialen und anderen Fragestellungen Unterstützung erhalten.

 

Ulrike Jungwirth,
Epilepsie Beratung Niederbayern

 

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