Studienaufruf: Hilft Intervallfasten mit MCT-Fetten bei schwer behandelbaren Epilepsien?
Hintergrund:
Jeder dritte Patient mit Epilepsie wird durch eine herkömmliche Pharmakotherapie nicht anfallsfrei. Bei schwer behandelbaren Epilepsien spielen aus diesem Grund zusätzliche Therapieverfahren, wie zum Beispiel die ketogene Diät, eine wichtige Rolle. Diese ist im Alltag oft sehr zeitaufwändig und wird deshalb nur selten dauerhaft fortgeführt. Bisher liegen wenig wissenschaftliche Daten vor, ob alltagstauglichere Ernährungskonzepte wie bspw. das Intervallfasten zu einer Reduktion von Anfällen bei Betroffenen mit pharmakoresistenter Epilepsie führen können. In einer Beobachtungsstudie aus dem Jahr 2022 konnte gezeigt werden, dass Epilepsiepatienten muslimischen Glaubens während des Fastenmonats Ramadan und kurz danach signifikant weniger epileptische Anfälle hatten als im Monat davor (Magdy et al., 2022). In einer weiteren Studie bei Kindern mit einer pharmakoresistenten Epilepsie aus dem Jahr 2021 wurde nachgewiesen, dass allein eine dreimal tägliche Hinzunahme von MCT-Fetten zu den Mahlzeiten ebenfalls zu einer deutlichen Anfallsreduktion führen kann (Schoeler et al., 2021).
Aktuelle Studie:
Im Epilepsiezentrum Hessen in Marburg werden die beschriebenen Methoden des Intervallfastens und der Einnahme von MCT-Fetten in einer Pilotstudie (IF-MCT) kombiniert: Die Studie erstreckt sich über insgesamt 8 Monate. Nach einem Beobachtungsmonat beginnt die dreimonatige erste Studienphase. In dieser fasten die Teilnehmenden nach der 16:8-Methode. Während 8 Stunden ist eine normale, gewohnte Nahrungsaufnahme möglich. Es wird lediglich das Frühstück ausgelassen. Nach der ersten Studienphase schließt sich nach einem Monat Pause die zweite Studienphase an. In dieser fasten die Teilnehmenden erneut nach der 16:8-Methode und trinken einmal täglich zum Ende der Fastenphase ein langjährig zugelassenes Nahrungsergänzungsmittel mit MCT-Fetten. Dieses wird vom Epilepsiezentrum zur Verfügung gestellt. Es wird nach dem Zufallsprinzip entschieden, ob mit der Phase des alleinigen Intervallfastens oder direkt mit der Phase des Intervallfastens plus MCT-Getränk begonnen wird. Alle Teilnehmenden erhalten beide Studienbedingungen. Da die genauen Mechanismen des Intervallfastens bisher noch unzureichend verstanden sind, erfolgen zu insgesamt 7 Zeitpunkten Vorstellungen im Epilepsiezentrum für eine diesbezügliche weiterführende Diagnostik (Blutentnahme, Kernspintomografie, Ultraschalluntersuchung, EEG). 3 dieser 7 Termine sind zeitaufwändiger und dauern 3-4 Stunden. Die übrigen Termine dauern etwa 30 Minuten und sind flexibel vereinbar. Die anfallssuppressive Medikation wird zu keinem Zeitpunkt der Studie abgesetzt. Die Rekrutierungsphase hat begonnen – die Studie läuft bis Ende 2024. Es werden studieninteressierte Patienten gesucht.
Wer kann teilnehmen?
- Einwilligungsfähige Patienten mit einem Mindestalter von 18 Jahren
- Auftreten von mindestens 3 Anfällen pro Monat
- Einnahme von bisher 2 anfallssuppressiven Medikamenten
Wer kann nicht teilnehmen?
- Schwangere oder stillende Personen
- Personen mit Stoffwechselerkrankungen (wie zum Beispiel Diabetes)
- Personen mit Essstörungen (wie bsw. einer Magersucht oder Ess-Brechsucht)
Weitere Informationen und Kontakt:
Für weitere Informationen und Interesse an einer Teilnahme an der Studie (offizieller Titel: »IFMCT-16:8: Monozentrische randomisierte experimentelle Pilotstudie zur Untersuchung des Einflusses von Intervallfasten nach der 16:8-Methode in Kombination mit MCT-Fetten auf Anfallsfrequenz, Biomarker und neuronale Netzwerke bei Patienten mit pharmakoresistenter Epilepsie«) steht die Studienkoordination gerne zur Verfügung.
Kontakt:
Dr. med. Wiebke Hahn
Klinik für Neurologie
UKGM Universitätsklinikum Marburg