Eigentlich ist der Plot dieses Buches ganz einfach: Verheiratete Frau trifft verheirateten Mann, verliebt sich, die Affäre nimmt ihren Lauf und der Alltag zieht ein. Aus der Sicht der Frau, Gina, erzählt Anne Enright die Geschichte dieser Beziehung, mit ihren Höhen und Tiefen, ihren emotionalen Verwicklungen. Alles eigentlich wie in vielen anderen Liebesgeschichten auch, wäre da nicht Evie, Seáns Tochter. Sie schwebt wie ein Schatten über der Erzählung und der Leser bleibt lange Zeit im Unklaren, was wirklich mit ihr los ist, was die Beziehung zwischen Vater und Tochter so besonders macht.
Evie hat Epilepsie, mit fünf Jahren fällt sie das erste Mal im Anfall von der Schaukel und Aileen, Evies Mutter, beginnt die Suche nach der richtigen Therapie, viele Ärzte und Krankenhäuser, Tabletten, sogar die ketogene Diät probiert sie aus. Und ihr gesamtes Leben dreht sich von da ab nur noch um Evie. Ein Phänomen, das immer wieder bei Müttern kranker Kinder auftaucht, und nicht nur die Beziehungen in der Familie auf den Prüfstand stellt, sondern auch die Entwicklung des Kindes und seine Selbstwahrnehmung beeinflusst.
Besonders berührt hat mich ein Satz ziemlich am Ende des Romans, den Evie, nun schon ein Teenager, zu Gina sagt: „Ich glaube die Videos waren vor allem für die Ärzte“.
Enright hat sich gut über Epilepsie und ihre Auswirkungen auf die Familie, die Mutter, das Kind informiert, das kommt ganz klar zum Ausdruck und das macht die Schilderung von Evies eigener Geschichte auch so intensiv
Susanne Fey, Wuppertal