Volker Dützer erzählt in seiner Fortsetzung den in »Die Unwerten« begonnenen Weg von Hannah Bloch weiter. Als junges Mädchen gerät sie aufgrund ihrer Epilepsie und als Halbjüdin ins Visier der Nationalsozialisten, überlebt die Vernichtungslager und die Aktion T4.
Auch ohne Vorkenntnisse lässt es sich gut in die aktuelle Geschichte eintauchen – ein Prolog erzählt die wichtigsten Details des ersten Teils. Der neue Roman setzt nach Kriegsende 1947 ein. Dort fahndet Hannah im Auftrag der Amerikaner nach Kriegsverbrechern, von denen viele untergetaucht sind oder eine andere Identität angenommen haben. Die verantwortlichen »Köpfe« sind bereits in den Nürnberger Prozessen verurteilt worden, aber viele »kleine« Nazis oder Mitläufer führen ohne Gewissensbisse ein ganz normales Leben. Das Interesse, auch diese für ihre Taten zur Rechenschaft zu ziehen, schwindet sowohl bei den Schutzmächten als auch den Deutschen – zum angeblichen Wohl des Aufbaus einen zerstörten Landes.
Hannahs Jagd führt auf der sogenannten »Rattenlinie« durch Europa, doch je näher sie ihrem Ziel kommt, desto mehr weicht ihr Verlangen nach Gerechtigkeit blindem Hass. Wie weit darf man gehen für die »richtige« Sache? Wann wird aus einem Opfer ein Täter? Wie kann man mit der »Schuld des Überlebens« umgehen? Ist ungerächt ungerecht? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich der zweite Roman um Hannah Bloch.
Eine spannend erzählte Nachkriegsgeschichte!
Doris Wittig-Moßner