Haferbirnen

Christa Kollmeier

Verlag DeBehr (Dezember 2013)

212 Seiten

ISBN: 978-3944028699

Buch € 11,95 / e-book € 4,99

Haferbirnen ist der sehr lesenswerte Bericht über den Lebensweg eines heute Mitte vierzigjährigen Epilepsiekranken und seiner Mutter - von dieser verfasst.

 

Er beschreibt die Situation einer Familie mit einem epilepsiekranken Kind in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, als es noch keine oder nur wenige Selbsthilfegruppen und  keine Beratungsstellen gab und weniger soziale Hilfen zur Verfügung standen.

 

Im Bericht wird deutlich, dass die Vorstellungen damals von der Rolle der Mutter in einer Familie mit einem behinderten Kind sich von den heutigen insofern unterscheiden, als dass die Sorge für ein schwer krankes Kind zuallererst als Aufgabe der Familie, und dort wiederum als Aufgabe der Mutter, angesehen wurde.


Christa K. ist aber nicht bereit, diese Rolle zu übernehmen. Sie möchte sich nicht aufopfern, so wie sie das bei ihrer Stiefmutter erlebt hatte. Sie möchte Lebensformen finden, in denen es sowohl ihrem Sohn, als auch ihr selber möglich ist, nach den eigenen Fähigkeiten und Wünschen zu leben und sie möchte, dass sie und ihr Sohn am Leben in der Öffentlichkeit ohne versteckte oder offene Zurückweisung teilhaben können. Dafür war und ist sie bereit zu kämpfen.


Die Schilderung der zahlreichen Reisen mit ihrem Sohn, der Peinlichkeit, wenn es zu Anfällen kam, der Zurückweisungen aber auch der zahllosen Situationen, in denen sie andere unterstützten und sich nicht von ihrem Sohn und ihr distanzierten, zeigen die praktischen Seiten von Inklusion und Teilhabe bei Menschen mit schwerer Epilepsie und machen damit den Bericht höchst aktuell.

 

Das Buch ist in einer sehr anschaulichen und klaren Sprache verfasst, so dass man es mit Leichtigkeit liest und allen, die sich mit vergleichbaren Situationen auseinandersetzen, als Lektüre empfehlen kann.


Rupprecht Thorbecke,

Bielefeld