Der Autor ist seit über 40 Jahren ärztlich tätig, davon 30 Jahre als niedergelassener Kinder- und Jugendarzt, und verfügt außerdem über zahlreiche Zusatzausbildungen. Aus dieser profunden Kenntnis des medizinischen »Betriebs« heraus reflektiert er die Entwicklung des ärztlichen Wirkens, indem er z. B. von der Wortbedeutung der in der Medizin verwendeten Begriffe ausgeht (Be»hand«lung, Patient = Leidender) und deren heutiges Verständnis dagegensetzt.
Er beleuchtet verschiedene philosophische Ansätze oder nimmt auf literarische Werke Bezug. So macht er deutlich, dass durch die zunehmende Kommerzialisierung im Gesundheitswesen nicht mehr der Arzt Lenker des Behandlungsprozesses ist, sondern diese Rolle von einer hochprofessionalisierten Gesundheitsindustrie übernommen wird. Gesundheit bzw. Krankheit sind ein Wirtschaftsfaktor geworden. Dies sieht der Autor kritisch und fordert Kommunikation zwischen Ärzten und zwischen Arzt und Patient sowie eine ganzheitliche Sichtweise auf den Menschen ein.
Das Buch ist eine wissenschaftliche Abhandlung mit längerem Literaturverzeichnis und richtet sich dadurch meines Erachtens in erster Linie an Mediziner, die ihr Berufsethos und unsere heutige Gesundheitspolitik und -wirtschaft kritisch hinterfragen.
Für Patienten findet sich nur der Rat, »kritisch gegenüber den Angeboten und Versprechen der Medizin zu sein wie auch nach dem gesicherten Nutzen und den möglichen Schäden einer Behandlung zu fragen«. Mich (Mutter eines erwachsenen Kindes mit therapieresistenter Epilepsie) hatte der Titel angesprochen und ich hatte einen neuen Ansatz, einen anderen Blickwinkel erhofft, mit dem ich dieser unbegreiflichen Krankheit begegnen kann – das habe ich nicht gefunden.
Eva Flohrschütz-Nowak