Ilse Achilles: "Was macht Ihr Sohn denn da?"

Geistige Behinderung und Sexualität

Piper Verlag

ISBN 3-492-03421-7

24.80DM

Frau Achilles ist Mutter eines geistig behinderten Sohnes. Mit diesem Buch hat sie ein Thema aufgegriffen, das in der Öffentlichkeit immer noch ein Tabu ist.
Gleich im ersten Kaptitel schildert die Autorin eine Situation aus ihren persönlichen Erfahrungen: Im Schwimmbad macht der Bademeister sie auf Ihren Sohn aufmerksam: "Sie müssen besser auf Ihren Sohn aufpassen, der hat sich die Badehose `runtergezogen und fummelt an sich herum". Als Mutter eines geistig behinderten Sohnes wurde ich gleich hellhörig und war Frau Achilles sofort in Dankbarkeit verbunden. Sie hat sich in einer bewundernswerten Offenheit diesem Thema gewidmet und ist nicht im Schwimmbad vor Schreck oder Scham im wahrsten Sinne des Wortes untergetaucht .
In insgesamt 17 Kapiteln geht es um Pubertät, Aufklärung, Mißbrauch, Verhütung, Sterilisation, Betreuungsgesetz. Frau Achilles bringt zu jeder Thematik anschauliche Beispiele von sich und anderen Betroffenen, sie erzählt von Paaren in Wohnheimen, vom Leben in der Familie....
Im Vorwort lesen wir von Prof. Joachim Walter: "Die Problematik der Sexualität geistig Behinderter liegt im allgemeinen weit weniger in der Behinderung, sie liegt in den Ängsten und Unsicherheiten der Betreuer und den oft falschen pädagogischen Konsequenzen, die diese aus sexuellen Äußerungen und Wünschen geistig behinderter Menschen ziehen. Denn mit der Diagnose >geistig behindert< ist für viele die Vorstellung von lebenslanger Unreife, von Ehelosigkeit verbunden, keine oder allenfalls kindliche Sexualität und deshalb > Kinderfreundschaften< . Die sexualbiologische Entwicklung geistig behinderter Kinder und Jugendlicher verläuft jedoch bis auf wenige Ausnahmen altersgemäß und unabhängig von der Intelligenzminderung".
Um unseren Kinder auch in Ihrer Sexualentwicklung eine Stütze und keine Behinderung zu sein, wünsche ich diesem Buch das in jeder Hinsicht ein guter Rat-geber für Eltern und Fachkräfte ist, viele Leser.