Licht scheint auf mein Dach: Die Geschichte meiner Familie

Kenzaburô Ôe

Verlag S. FISCHER (November 2014)

208 Seiten

ISBN 978-3100552174

Buch € 19,99

Kenzaburô Ôe steht am Anfang seiner schriftstellerischen Karriere und ist erst 28 Jahre alt, als sein erstgeborener Sohn Hikari mit einer Hirnmissbildung und einer Augen-Anomalie zur Welt kommt. Er reagiert trotz der eindeutig werdenden geistigen Behinderung schon als Baby sensibel auf Musik. Sprechen kann er erst sehr spät, es ist ihm aber nicht möglich, sich komplex auszudrücken. Die größte Freude in Hikaris Leben ist die klassische Musik. In seiner Pubertät zeigt sich, dass er auch an Epilepsie leidet.

Die Eltern und Hikaris jüngere Geschwister unterstützen ihn selbstlos. Im Buch wird auch von Ärzten und Menschen berichtet, die ihm wohlgesonnen sind, und ihn auf seinem Weg begleiten und helfen, sich künstlerisch auszudrücken. Als Hikari das erste Mal seine selbst komponierte Musik auf CD hört, sagt er: „Ich lebe jetzt 30 Jahre, aber als Musik sind es zusammen gerechnet 47 Minuten und 53 Sekunden.“

Der Autor verarbeitet das Schicksal seines Sohnes u. a. in seinem literarischen Wirken, reflektiert dieses und reift daran. Später entsteht eine filmische Dokumentation über die Familie, in der auch ein epileptischer Anfall Hikaris gezeigt wird. Hikari ist heute ein angesehener Komponist klassischer Musik.

Kenzaburô Ôe ist einer der bedeutendsten, vielfach preisgekrönten Schriftsteller Japans. 1994 wurde er sogar mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet. Das poetisch geschriebene Buch, leider in Teilen etwas langatmig zu lesen und nicht linear erzählt, wird von farbigen Zeichnungen der Ehegattin des Verfassers, Yukari Ôe, bereichert.

Fazit: Wer in die Denkweise der japanischen Gesellschaft und in das Leben dieser Familie eintauchen will, wird vom Schicksal der Protagonisten sehr berührt werden.

Christa L.A. Bellanova, Nürnberg