Rebecca Gablé: „Hiobs Brüder“

Ehrenwirth Verlag

Auflage: 1. Aufl. (9. Oktober 2009)

ISBN-10: 3431037917

ISBN-13: 978-3431037913

Preis: € 24,99

England 1147:

Auf einer einsamen Insel vor Englands Küste sind einige außergewöhnliche Menschen unter menschenunwürdigen Bedingungen von Mönchen eingesperrt. Losian hat sein Gedächtnis verloren. Godric und Wulfric sind siamesische Zwillinge. Oswald hat das Downsyndrom. Luke ist psychotisch. Regy ist ein gefährlicher Mörder, der an einer Kette gehalten wird. Edmund glaubt, er sei ein toter Märtyrerkönig. Auf diese Insel wird der vierzehnjährige Simon de Clare verbannt, weil er an Fallsucht leidet.

Nach einem fürchterlichen Sturm gelingt der Gruppe die Flucht auf das Festland, wo sie sich wieder den Vorurteilen und Ängsten der Menschen auseinandersetzen müssen. Die seltsame Gruppe zieht durch das von Kriegen und Anarchie geschüttelte England jener Zeit. Die Hauptfigur Losian findet sein Gedächtnis wieder und mischt mit seinen Freunden von der „Insel der Seligen“ in diesen Auseinandersetzungen mit.

Der fallsüchtige Simon entwickelt sich im Laufe der Handlung von einem unsicheren, verwöhnten Muttersöhnchen zu einem selbstbewussten, intelligenten Mann. Seine Anfälle, die ihn oft in peinliche Situationen gebracht und zu seiner Verbannung geführt haben, verlieren im Lauf der Zeit an Bedeutung für ihn. Gemeinsam mit der Hauptfigur Losian, in Wirklichkeit Alan of Helmsby, ein bekannter Held, ist er maßgeblich daran beteiligt, dass der Frieden in England wiederhergestellt wird und König Henry auf den Thron gelangt.  

Rebecca Gablé zeigt in diesem Roman ganz besonders die Schwierigkeiten, mit denen sich geistig- oder körperlich behinderte Menschen in dieser Zeit auseinandersetzen mussten oder einfach auch nur Menschen, die etwas anders waren als das "gemeine Volk". So galt man als Seelenloser oder Besessener, wenn man unter Epilepsie litt, eine Amnesie hatte oder eine Körperbehinderung. Anschaulich dargestellt  ist die Macht der Kirche, explizit der Kirchenmänner, die solch besonderen Menschen die Seele absprachen und sie, da sie eine Gefahr für gottesfürchtige Menschen darstellen würden, einfach aus der Gemeinschaft ausschlossen.

Genauso anschaulich schildert sie aber auch die Ausnahmen, Menschen, die nicht so denken, die sich um diese Menschen kümmern und ihnen einen wertvollen Platz in der Gemeinschaft geben, wo sie ihren Fähigkeiten gemäß ein menschenwürdiges Leben führen können.

Hiobs Brüder ist ein spannender historischer Roman, mit sehr viel Liebe zum Detail geschrieben, den man so schnell nicht wieder aus der Hand legt.