Rotkäppchen und der Stress: (Ent-)Spannendes aus der Gehirnforschung

Manfred Spitzer

Schattauer Verlag (Januar 2014)

252 Seiten

ISBN: 978-3794529773

Taschenbuch / e-book € 19,99

Ich bleibe natürlich sofort am Titel und am Titelbild hängen. Hier werde ich neugierig und an meine Kindheit erinnert (das Titelbild stammt übrigens von Manfred Spitzers Sohn und dessen Partnerin).Die lockere Umschlaggestaltung steht allerdings in krassem Gegensatz zum Inhalt. Der ist schon beim ersten Duchblättern optisch ziemlich schwer und umfangreich. Wer sich nicht gleich abschrecken lässt, erfährt bereits im zweiten Kapitel, was es mit Rotkäppchen, dessen Stress und der Wissenschaft auf sich hat. Und das ist auch der Knackpunkt.Der Herausgeber Wulf Bertram, der den Verlag „Wissen und Leben“ aus eben diesem Motiv heraus gegründet hat, erhebt den Anspruch, wissenschaftliche Themen von renommierten Autoren unterhaltsam zu präsentieren. Dies ist nach meiner Meinung hier nur sehr bedingt gelungen. Zu viel Theorie, zu viele Tabellen, Diagramme, Querverweise und Literaturhinweise. Sicherlich für (angehende) Neurologen, Psychologen und Lehrer als Nachschlagewerk und im Studium hilfreich und informativ. Überlegen Sie, ob Sie zu dieser Zielgruppe gehören, bevor Sie das 252-seitige Büchlein erwerben. Für Laien empfiehlt es sich, beim Lesen das Fremdwörterlexikon parat zu haben. Sie werden es brauchen!Der Autor Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer war Oberarzt und Gastprofessor an der Harvard-Univerität. Er gibt die Zeitschrift „Nervenheilkunde“ heraus und leitet das von ihm gegründete „Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen“ in Ulm. Er ist ohne Zweifel eine Koryphäe auf seinem Gebiet und von ihm sind bereits mehrere Bücher erschienen. Wer ihn allerdings je „live“ oder im TV erleben durfte, wird wahrscheinlich vom Büchlein enttäuscht sein. Nur in einigen wenigen Sätzen wird diese humorvolle Spritzigkeit und Leichtigkeit der fundierten Aussagen evident.Und wie ist das nun mit der Stressreduzierung bzw. -vermeidung? Stress ist ja immer ein subjektives Erleben in Ihrem persönlichen Umfeld, verbunden mit Ihrer sozialen Stellung und daraus resultierend auch mit Ihrer Lebenserwartung. Am Ende läuft es auf folgendes hinaus (mein Versuch einer sicherlich unvollständigen „subjektiven“ Zusammenfassung):Bewegen Sie sich, seien Sie emphatisch, verschenken Sie Zeit (das sind im Übrigen auch die Punkte, warum Rotkäppchen weniger Stressempfinden hatte als der böse Wolf), limitieren Sie den TV-Konsum (auch und besonders bei Kindern), seien Sie kritisch gegenüber den neuesten Medien, lesen Sie gute Literatur, versuchen Sie, sich im Griff zu haben (Selbstkontrolle) und bleiben Sie gelassen!Christa L.A. Bellanova, Nürnberg