Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein

Karin Fossum

Piper Verlag GmbH 2018

224 Seiten

ISBN 978-3-492502047

€ 13,99 Taschenbuch / € 7,99 e-Book

Der 16 Monate alte Tommy hat das Down-Syndrom. Eines Tages wird er tot im Wasser des Damtjern, ein See in Norwegen, gefunden, direkt am Anleger seines Elternhauses. Diese Katastrophe kann nur ein Unfall sein, so die einhellige Meinung aller Beteiligten. Nichtsdestotrotz wird, wie bei jedem unerwarteten Todesfall, eine polizeiliche Untersuchung eingeleitet.

 

Konrad Sejer, Fossums Serienkommissar, beginnt mit den Ermittlungen. Wie kommt ein kleiner, Junge, der kaum laufen kann, überhaupt vom Haus bis zum Anleger? Warum hat ihn niemand beaufsichtigt? Sejers Bauchgefühl regt sich, als die Mutter ihm nicht genau sagen kann, wo sie zum Zeitpunkt des Unglücks war. Als auch noch Seifenwasser in der Lunge des Jungen gefunden wird, beichtet sie ihm, dass sie einen epileptischen Anfall hatte, als sie den Jungen badete. Sejer nimmt Kontakt zum behandelnden Arzt auf, um sich über Carmens Krankengeschichte zu informieren.

Fossum scheint sich intensiv mit dem Thema Epilepsie auseinandergesetzt zu haben, die Aussagen des Arztes sind fachlich korrekt, er erklärt den Ablauf eines GTK-Anfalls (generalisierter tonisch-klonischer Anfall), auch der Begriff Status epilepticus wird erläutert. Die Folgen eines Anfalls für Carmen fasst er folgendermaßen zusammen: „Nach einem kräftigen epileptischen Anfall ist sie durch und durch unzurechnungsfähig.“

Bemerkenswert an diesem Roman ist auch die Parallele zwischen der Epilepsie der Mutter und Sejers eigenen Beschwerden, der Roman wird eingeleitet mit einer Beschreibung der Schwindelattacken des Kommissars: „Der Schwindel kam in heftigen Stößen, und obwohl er dagegen ankämpfte, verlor er das Gleichgewicht.“

Epileptischer Anfall oder Schwindelattacke, es trifft die Protagonisten immer unerwartet. Beide sind auch Meister in der Verdrängung unangenehmer Gefühle: Sejer will nicht zum Arzt gehen, er hat Angst vor der Diagnose. Carmen trauert nicht, sie löscht umgehend Tommys Spuren aus ihrem Leben, indem sie Spielzeug und Anziehsachen weggibt. Ein Verhalten, das ihr Ehemann Nicolai nicht nachvollziehen kann.

 

Krimiliebhabern kann man dieses Buch nur empfehlen.

Susanne Fey, Wuppertal