Wolfgang fällt um: Das Loch in der Zeit

Wolfgang Suchner, Hans Werner Otto

Fuego (Mai 2024)

276 Seiten

ISBN: 978-3862879540

17,50 €

Dieses Buch der beiden befreundeten Autoren ist eine sehr gelungene, persönliche Darstellung vorwiegend des Erstautors (WS) über seine langen Erfahrungen mit Epilepsie – sowohl im Hinblick auf die medizinische Betreuung als auch die Reaktionen seiner Mitmenschen inkl. Ärzte. Bezüglich letzterer besteht eine besonders enge Beziehung zu Dr. Thomas Mayer und seinem Team vom Epilepsiezentrum Kleinwachau.

 

Wolfgang Suchner (Jahrgang 1959) absolvierte zunächst ein Lehramtsstudium (Musik und Geschichte), ist aber seit vielen Jahren freiberuflich als Straßen- und Studiomusiker (Trompete und Tuba), Schauspieler u. a. auf städtischen Bühnen (Schauspielhaus Düsseldorf, Tanztheater Wuppertal Pina Bausch) und Regisseur sowie freien Musiktheaterproduktionen tätig.

 

Das Buch beginnt mit einer sehr gelungenen Beschreibung des ersten Anfalls, der ja vielen Menschen mit Epilepsie in besonderer Erinnerung bleibt. Das war der Beginn einer Epilepsie, als deren Ursache sich eine sogenannte arteriovenöse Gefäßfehlbildung (AV-Angiom = Kurzschluss zwischen arteriellem Hoch- und venösen Niederdrucksyndrom mit Aufweitung der Venen) herausstellte. Die Behandlung erfolgte zunächst mit mehreren Verklebungs- bzw. Verödungssitzungen (über ins Gehirn vorgeschobene Katheter) und eine zusätzliche Nachbestrahlung in einer Spezialklinik in den USA. Später wurde nochmals eine Re-Operation wegen einer an Größe zunehmenden Zyste im Gebiet des Gefäßknäuels durchgeführt.

 

Der Reiz des Buches liegt aber nicht in medizinischen Details der Epilepsie und ihrer Behandlung – die ohnehin zwischen Menschen mit Epilepsie stark variieren –, sondern im Umgang von Wolfgang Suchner damit. Er lässt sich nicht unterkriegen und ist entgegen dem initialen Rat mancher Ärzte auch weiterhin freiberuflich als Musiker und Schauspieler tätig. Dabei ließ er sich auch von vereinzelten Anfällen während Auftritten nicht abhalten, sondern baut die Anfälle teilweise sogar in diese ein.

 

Alles in allem ein sehr lesenswertes, unterhaltsames Buch in guter Aufmachung, zu der auch das Coverbild und zehn SW-Graphits im Buch beitragen.

 

Günter Krämer