Winterbienen

Norbert Scheuer

C.H.Beck (1. Auflage 2019)

319 Seiten

ISBN 978-3406739637

€ 22,- Buch / € 17,99 e-Book

Eifel, Winter 1944/45: Egidius Arimond, früher Latein- und Geschichtslehrer am Gymnasium, leidet seit seiner Kindheit an Epilepsie, wie so viele seiner Vorfahren. Deshalb darf er nicht mehr in seinem Beruf arbeiten, wird aber auch nicht zur Wehrmacht eingezogen. Stattdessen schlägt er sich mit der Produktion von Honig durchs Leben.

Um sich das Geld für seine lebensnotwendigen Medikamente zu beschaffen, schmuggelt Egidius in seinen Bienenstöcken Juden über die nahe Grenze. Dank seines Bruders, als erfolgreicher Kampfpilot hochdekorierter Held des Nationalsozialismus, ist er aus rassehygienischen Gründen „nur“ zwangssterilisiert und nicht in einer „Anstalt“ ermordet worden. Sein Medikament Luminal bekommt er vom Apotheker Alfons, der sich die illegale Versorgung immer teurer bezahlen lässt. Trotzdem ist Egidius kein Kind von Traurigkeit, seine Frauengeschichten sorgen im Dorf für Gerede.

Neben seiner Tätigkeit als Imker und Menschenschmuggler schreibt er an einer Biografie seines Vorfahren Ambrosius, der im 15. Jahrhundert dank seiner Bienen auf abenteuerliche Weise vom Timmelsjoch in die Eifel kommt.

Scheuer beschreibt eindrücklich die Probleme, die Außenseiter wie Egidius im Nationalsozialismus zu bewältigen haben. Leitmotiv des Romans sind indes Bienen, vor allem Winterbienen, die keinen Nektar sammeln, sondern von Vorräten im Bienenstock leben. Sie halten im Winter die Temperatur im Bienenstock auf 20° C und sichern so die Exis-tenz des gesamten Volks, auch wenn sie dabei sterben. So, wie Egidius das Leben der Menschen rettet, die er in den Bienenstöcken über die Grenze bringt, unter Einsatz seines eigenen Lebens.

Susanne Fey