Innere und äußere Barrieren überwinden

In Dachau gibt es die erste gynäkologische Ambulanz für behinderte Frauen in Bayern

Chefärztin Prof. Dr. Gerlinde DebusIm November vergangenen Jahres ist am Klinikum Dachau die erste gynäkologische Ambulanz für behinderte Frauen und Mädchen in Bayern eröffnet worden. Leiterin ist die Chefärztin der Dachauer Frauenklinik, Professor Dr. Gerlinde Debus, die gemeinsam mit Ute Strittmatter, Präsidentin des „Netzwerks für Frauen“, diese gynäkologische Ambulanz ins Leben gerufen hat, deren Träger die Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe (LAG) ist. Jeden Mittwoch haben Patientinnen künftig die Möglichkeit, sich fachkundig untersuchen zu lassen.
Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet. „Die Erfahrungen hier können für die optimale Betreuung vieler Patientinnen genutzt werden“, sagt Gerlinde Debus. In Deutschland gibt es nur noch in Berlin eine ähnliche Einrichtung.
Dass diese besondere Einrichtung zustande kam, lobte Bayerns Sozialministerin Christa Stewens bei der Eröffnung, sei „ein großer Verdienst des ,Netzwerkes Frauen’, das durch seine Öffentlichkeitsarbeit Politik und Gesellschaft immer wieder auf die Belange von Menschen mit Behinderung und insbesondere auf die Interessen behinderter Frauen und Mädchen aufmerksam macht“.
In Bayern sind über 445.000 Frauen als schwerbehindert gemeldet. Eine Umfrage des „Netzwerks für Frauen“ hatte ergeben, dass Frauenarztpraxen häufig nicht barrierefrei sind und die Gynäkologen kaum Erfahrung mit behinderten Patienten haben. Aus diesem Grund würden Frauen mit Behinderung oft Besuche beim Frauenarzt ausfallen lassen und nur kommen, wenn schon Probleme da sind, ergänzt Gerlinde Debus.
Die Spezialambulanz im Klinikum Dachau ist den Bedürfnissen von Frauen mit Behinderung angepasst. Für die Abrechnung der Untersuchungen gibt es eine Vereinbarung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und den Krankenkassen. Mit 20.000 Euro aus Spenden der Bayerischen Landesstiftung, der TV-Moderatorin Nina Ruge, Schirmherrin des „Netzwerks für Frauen“, und anderen werden die Personalkosten für zwei Jahre gedeckt.
Gerlinde Debus hat bei den Untersuchungen für eine Patientin eine Stunde Zeit. „Das ist absoluter Luxus“, weiß sie. Doch diese Zeit sei auch erforderlich. Denn schon das Beratungsgespräch sei sehr umfangreich. „Ich frage immer ganz genau die Art der Behinderung ab“, sagt Gerlinde Debus. Es gehe in den meisten Fällen darum, die Pflegesituation zu verbessern. „Oft fällt auch den Pflegekräften, die meistens zur Untersuchung mitkommen, etwas Außergewöhnliches auf.“ Das könnten Blutungen oder eine Inkontinenz sein.
Debus spricht aus Erfahrung, wenn sie erzählt, dass es für die Patientinnen neben den äußeren Barrieren in den meisten Praxen, wie Stufen und zu engen Türen, auch innere Barrieren gibt. Häufig seien es Scham und Hilflosigkeit. Besonders oft komme das bei jüngeren Frauen vor. Frauen, die von ihrem Körper her nicht der Norm entsprächen, hätten ein Problem damit, offen über Sexualität zu sprechen. Das sei einfach ein Tabuthema. Zudem hätten Frauen mit Behinderung genauso den Wunsch nach Kindern wie nicht behinderte Frauen. Hier helfe dann nur das Gespräch, um Dinge abzuklären. Zum Beispiel, wenn ein Paar für sich selber sorgen kann, aber bei einem Kind ständig auf fremde Hilfe angewiesen wäre.
Das Team, das die Frauen in der gynäkologischen Ambulanz am Klinikum Dachau behandelt, besteht aus der Chefärztin Gerlinde Debus, einer Assistenzärztin und einer Arzthelferin. Bei Bedarf wird zusätzlich eine psychosoziale Beratung durch „pro familia“ angeboten.
Petra J. Huschke, Sozialverband VdK Bayern e.V.
(Quelle: VdK Zeitung, Ausgabe März 2008, Bild Quelle: Klinikum Dachau)

Kontakt:
Klinikum Dachau
Frauenklinik
Chefärztin Prof. Dr. Gerline Debus
Krankenhausstraße 15
85221 Dachau


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